Wissenswertes

Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Liebe Eltern,

derzeit besteht im Münsterland eine schwere Grippe-Epidemie. Die Grippe (Influenza)-Symptome im Kindesalter sind u.a.:

  • Husten, Schnupfen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen
  • Erbrechen, Durchfall und leichte Bindehautentzündung
  • Die Besonderheit ist das lang anhaltende, teilweise auch hohe Fieber.

Die Fieberepisoden dauern oft 5-7 Tage (im Gegensatz zu einer einfachen Erkältung). Auch bleiben die Kinder zwischendurch oft 1(-2) Tage fieberfrei, um danach erneut aufzufiebern. Bei der ärztlichen Untersuchung fahnden wir nach Komplikationen der Grippe: (Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, bakterielle Hals- und Nebenhöhlenentzündungen). Die Komplikationen werden mit einem Antibiotikum behandelt. Wenn diese aber nicht bestehen, erfolgt die Behandlung einer Grippe durch symptomlindernde Maßnahmen: z.B. durch Hustenlöser, bei Bedarf Fiebersenkung (die nur erforderlich ist, wenn das Kind unter dem Fieber z.B. in Form von Nahrungsverweigerung und starker Schwäche leidet) und durch Schonung bzw. Bettruhe. Wenn das Fieber länger als 6-7 Tage besteht, sollten weitere ärztliche Kontrollen erfolgen. Sport ist in jedem Fall erst dann erlaubt, wenn das Kind wieder vollständig gesund ist (ca.7-14 Tage nach Ende der akuten Erkrankung).

Ihre Kinder- und Jugendärzte

Dr. Stefan Becker   Dr. Ludger Heuckmann   Dr. Lina Röhl   Dr. Lea Haisch

Daumenlutschen und Nuckeln abgewöhnen

Paul Suer


Wie das Kinderbuch „Struwwelpeter“ zeigt, war das Daumenlutschen bereits vor über 100 Jahren ein Thema. Doch ganz so drastisch, wie Heinrich Hoffmann einst das Problem „löste“, sind unsere Methoden zum Glück heute nicht mehr. Gleichwohl ist auch in unserer Zeit das Daumenlutschen und Nuckeln in vielen Familien ein wichtiges Thema.

Mit den Nerven am Ende

Eine Mutter berichtet: „Unser Sohn ist schon sechs Jahre alt. Aber er lutscht bei jeder Gelegenheit an seinem Daumen. Mich regt das fürchterlich auf. Am liebsten würde ich ihm den Daumen aus dem Mund reißen. Ich habe schon alles Mögliche probiert, um ihm diese schlechte Angewohnheit auszutreiben. Einmal habe ich ihm sogar eine übel riechende Tinktur auf den Daumen geträufelt. Doch wirklich geholfen hat bis jetzt noch überhaupt nichts.“

Warum nuckeln Kinder eigentlich?

Kinder nuckeln von Geburt an. Die Fachleute sprechen von einen angeborenen Saugreflex. Manchmal nuckelt das Ungeborene bereits im Mutterleib an seinem Daumen. Der Saugreflex ist von der Natur eingerichtet, damit sich das Baby die Milch aus der Mutterbrust holt.

Das Saugen dient aber auch einem anderen Zweck. Denn es hat eine beruhigende und entspannende Wirkung. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen sein, dass ein Baby schneller nuckelt, wenn es aufgeregt ist? Durch das Nuckeln baut es überschüssige Energien ab und beruhigt sich wieder.

Eine ähnliche Bedeutung haben auch Schmusekissen, Stofftiere oder einfache Stoffreste. Jedes Kind hat sein Lieblingsteil, das eine bestimmte Form, Farbe und Geruch haben muss. Wehe, wenn die Mutter dieses lieb gewordene Teil in die Waschmaschine steckt und der Geruch nicht mehr stimmt. So schnell wird sie das Geschrei ihres Kindes nicht vergessen.

Schnuller und Schmusedecken geben Sicherheit

Nuckel, Schnuller und Daumen, aber auch Schmusekissen und Stofftiere haben eines gemeinsam: Sie geben dem Kind das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit. Solange sie diese Gegenstände bei sich haben, fühlen sie sich geborgen. Die meisten Kinder hüten sie wie ihren Augapfel und achten peinlich darauf, sie nicht zu verlieren. Für den zweijährigen Felix aus O. ist es beispielsweise nichts Besonderes, wenn er drei, vier „Ersatzschnuller“ bei sich führt, die er von Zeit zu Zeit auswechselt.

Doch nicht alle Kinder haben sich an einen Schnuller gewöhnt oder ein Stofftier zum Kuscheln ausgewählt. Manche nehmen für diesen Zweck den guten alten Daumen. Er hat den Vorteil, dass er jederzeit verfügbar ist und man ihn nicht verlieren kann. Er passt sich an den Gaumen an, riecht immer gut und ist ein vertrautes Körperteil.

Auch das Teefläschchen oder ein wenig Saft in der Nuckelflasche üben eine beruhigende Wirkung aus und regen zum Schlafen an. Dennoch ist von dieser Möglichkeit abzuraten. Indem nämlich die Zähne und der Kiefer ständig von süßen Getränken umspült werden, kann es zu extremen Zahnproblemen und zu frühkindlichem Karies kommen.

Schnuller oder Daumen?

So praktisch der Daumen auch sein mag, sollten sich Kinder das Lutschen am Daumen erst gar nicht angewöhnen. Denn es hat zwei Nachteile:

  • Durch den einseitigen Druck nach vorne verschiebt sich der Kiefer und es kommt zu einer Fehlstellung der Zähne.
  • Das Lutschen am Daumen kann zu einer starken Gewöhnung führen, die manchmal nur schwer abzubauen ist.

Dass Kinder nuckeln, ist kaum zu verhindern und sollte auch nicht verhindert werden. Doch wenn das Kind immer wieder den Daumen in den Mund steckt, versuchen sie es frühzeitig an den Schnuller zu gewöhnen. Wenn Sie ihm immer dann, wenn es den Daumen in den Mund führt, einen Schnuller anbieten, wird es sich leicht daran gewöhnen.

Moderne Schnuller aus Latex oder Silikon erfüllen ihren Zweck sehr gut und unterstützen die Entwicklung des kindlichen Kiefers. Bekanntlich gibt es drei Schnullergrößen. Wichtig ist nur, dass Sie die richtige Größe verwenden. Der entscheidende Vorteil gegenüber dem Daumen ist aber, dass der Schnuller eines Tages „entsorgt“ werden kann, wodurch sich das Nuckeln in der Regel erledigt. Das sollte aber auch zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr erfolgen, weil zu langes Schnullertragen ebenfalls Fehlbildungen des Kiefers hervorrufen kann.

Abschied vom Nuckeln und Saugen

Zum Glück hören die meisten Kinder im 3. bis 4. Lebensjahr von alleine auf zu nuckeln oder den Daumen in den Mund zu stecken. Sie fühlen sich dann „groß genug“, um das Nuckeln einzustellen. Gelegentlich oder zum Einschlafen wird der Daumen noch genommen, aber ansonsten ist in diesem Alter Ruhe. Je älter ein Kind ist, desto schwerer fällt es ihm, sich das Nuckeln abzugewöhnen.

Manche Kinder hören erst dann damit auf, wenn sie im Kindergarten von anderen Kindern aufgezogen werden. Von anderen Kindern gehänselt zu werden, ist aber keine gute Voraussetzung, um mit dem Nuckeln aufzuhören. Deswegen ist es besser, wenn Ihr Kind vor dem Eintritt in den Kindergarten das Nuckeln einstellt. Mit einem Kind in diesem Alter können wir schon „ganz vernünftig“ reden.

Am einfachsten ist es, wenn die Kinder Schnuller benutzen. Um das Kind bei seiner Ablösung vom Schnuller zu unterstützen, sind Rituale ein hervorragend geeignetes und elegantes Mittel, die zudem allen Beteiligten ein Riesenspaß machen. Bei einem solchen Ritual nehmen die Eltern mit dem Kind und den Geschwistern gemeinsam und feierlich von dem „treuen Begleiter“ Abschied.

Abschiedsfeier für einen Schnuller

Das feierliche Abschiedsritual bedarf sorgfältiger Vorbereitung. In den Wochen zuvor wurde das Kind darauf eingestimmt, dass es schon bald groß ist und zum Kindergarten gehen darf. Es wird daran erinnert, dass die älteren Geschwister auch keinen Schnuller mehr haben, dass große Kinder nicht nuckeln usw. Wenn das Kind wirklich soweit ist, dass es sich von dem Schnuller trennen kann, dann nehmen Sie Ihr Kind beim Wort. Denn Kinder haben ein unbändiges Verlangen, die Dinge selber in die Hand zu nehmen. Nutzen Sie diese Energie, indem Sie ein Abschiedritual veranstalten, das so ablaufen könnte:

Nachdem Sie sich noch einmal versichert haben, dass Ihr Kind bereit ist, beginnen Sie mit dem Ritual. Wandern Sie in einem feierlichen Festzug mit Ihrem Sohn oder Tochter durch das ganze Haus, bis Sie die Mülltonne erreicht haben. Ob Sie ein schauerliche Vollmondnacht oder einen Sommertag in Badesandalen wählen, bleibt Ihrer Fantasie überlassen. Auf jeden Fall versammeln sich alle Familienmitglieder mit einer ernsten Mine rund um die Tonne. Ein Sprecher, vielleicht mit einer Krone oder einem Kerzenleuchter ausgestattet, spricht eine Botschaft an den Schnuller, der auf einem Samtkissen liegen könnte. Wichtig ist, dass die Tochter oder der Sohn die Worte nachsprechen. Das könnte sich so anhören:

„Mein lieber Schnuller!“ (oder Nucki, Nulli, oder was auch immer). „Es war eine schöne Zeit mit Dir!“ (Wiederholung) „Du warst mir immer ein guter Freund. Nie hast Du mich im Stich gelassen.“ (Wiederholung) „Als ich dich einmal verloren hatte, wie hast du mir gefehlt. Ich werde dich nie vergessen … Doch nun ist die Zeit gekommen, wo wir uns trennen müssen.“ (Wiederholung) „Leb’ wohl, lieber Schnuller.“ Bei diesen Worten wird der Schnuller von dem Kind in die Mülltonne oder in ein zuvor gegrabenes Loch geworfen.


Ich selbst habe dieses Ritual mehrfach und mit Begeisterung durchgeführt und es hat immer geholfen. Als sinnvoll hat es sich erwiesen, ein kleines Geschenk (Spielzeugauto, Puppe oder ähnliches) zu überreichen, mit dem das Kind sich über den Anfangsschmerz hinwegtrösten kann. Denn so ganz leicht ist es nicht, sich von einer lieb gewordenen und vertauten Gewohnheit zu verabschieden.

Unglücklich wäre es, wenn der Schnuller „auf einmal“ verloren ginge. Je älter sie sind, umso eher durchblicken die Kinder ein unehrliches Spiel. Wenn der Schnuller durch natürlichen Verschleiß nicht mehr brauchbar ist, wird das Kind einer endgültigen Entsorgung sicherlich zustimmen.

Auch ein Opfer an ein „bedürftiges Kind“ wird das Kleine eher akzeptieren, als wenn eine „Schnullerfee“ über Nacht den Schnuller entführt hat. Wichtig ist einfach, dass das Kind an der Beseitigung des geliebten Teils beteiligt ist. So kann es den Verlust besser einordnen und verschmerzen. Bei einer konsequenten Haltung der Eltern sind „Rückfälle“ eher selten.

Abschied vom Daumen

Ähnlich, wie bei der Schnullerverabschiedung können Sie bei der Verabschiedung vom Fläschchen, Stofffetzen oder dem Schmusetier vorgehen. Im Prinzip ließe sich sogar beim Daumenlutschen so verfahren. Mit dem kleinen Unterschied natürlich, dass der Daumen dranbleiben muss. Setzen Sie Ihre Fantasie ein und bauen das Ritual entsprechend um. Wie wäre es, wenn Sie für den Daumen ein Symbol finden, das genau auf Ihr Kind zutrifft?

Gehen Sie auf jeden Fall behutsam mit Ihrem Kind um. Ein Kind, das an seinem Daumen lutscht, will Sie nicht ärgern. Möglicherweise befindet es sich in einem scheußlichen Teufelskreis: Je mehr Sie sich über das Daumenlutschen aufregen, umso mehr sucht das Kind nach Entspannung. Oder: Je mehr es von Spielkameraden verspottet wird, umso größer ist das Bedürfnis, sich etwas Gutes zu tun.

Es ist zwar nicht bewiesen, dass spätere Suchtprobleme (Alkoholismus, Drogenabhängigkeit, Essstörungen usw.) genau auf diesem Teufelskreis beruhen. Doch ist es nicht auszuschließen, dass übermäßig langes Daumenlutschen eine Suchtentwicklung begünstigt. Aus diesem Grunde sollten wir Eltern uns frühzeitig um fachlichen Rat bemühen, wenn das Kind noch im Schulalter regelmäßig am Daumen lutscht. Auf der anderen Seite gibt es keinen Grund, sich übermäßig zu beunruhigen: Gelegentliches Daumenlutschen, z.B. zum Einschlafen, kommt selbst bei Erwachsenen vor. Es mag eine etwas störende Angewohnheit sein. Dennoch gibt es keine Veranlassung, dass Kind gleich für psychisch gestört anzusehen.

Gelegentlich werden von konservativen Pädagogen oder Kinderärzten äußerst rabiate Methoden zur Abgewöhnung des Daumenlutschens empfohlen. Vor ihnen möchte ich dringend warnen. Wer Kindern übel riechende und widerlich schmeckende Flüssigkeiten auf den Daumen träufelt oder ihnen gar in der Nacht die Hände festbindet, hat nichts von der „Not einer schlechten Angewohnheit“ verstanden. Genauso gut könnte man einen Menschen mit zusammen gebundenen Händen vor seine Lieblingsspeise setzen. Wird es deshalb sein Lieblingsessen nicht mehr mögen? Wohl kaum.

Schlussbemerkung

Kinder, die über das 3. Lebensjahr am Schnuller oder am Daumen lutschen, verdienen unsere Aufmerksamkeit und unser Verständnis. Gehen wir besonnen mit ihrer Botschaft um, die so lauten könnte: „Ich brauche noch etwas Zeit, um mich über einen anstrengenden Alltag hinwegzutrösten.“ Geben wir ihnen die Zeit, die sie brauchen, doch zeigen wir ihnen auch den Weg dorthin.

Autor

Paul Suer M.A. ist Pädagoge, Soziologe und Familientherapeut und arbeitet mit suchtkranken Straftätern. Seit 1998 hat er fünf Bücher zu Erziehungsfragen veröffentlicht. Zuletzt erschienen: „Jedes Kind ist ein Genie Selbstbewusstsein stärken und Wissen fördern“ im Moewig Verlag im Oktober 2002.

Liebe Kinder , Jugendliche und Eltern,

An den Feier- und Wochenendtagen ist die Kinderärztliche Notfallpraxis im Clemenshospital geöffnet.

An den Werktagen zwischen den Feiertagen ist die Praxis normal geöffnet. Am Freitag, den 29.12.2018,  ist die Praxis nachmittags geschlossen. Mittwochs und Freitags ab 13.00 Uhr ist die Notdienstpraxis im Clemenshospital besetzt. Der reguläre Praxisbetrieb beginnt am Mittwoch vormittags, den 2.1.2019.

Wir wünschen euch /Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2019.

euer/ihr Praxisteam Dr. Becker/ Dr. Heuckmann

Liebe Kinder, Eltern und Jugendliche,

Wir machen am Mittwoch, den 13.9.23 unseren alljährlichen Betriebsausflug.

An diesem Tag ist die Praxis geschlossen. Wir beantworten auch keine Emails.

In dringenden Notfällen werden wir vertreten von:

Dr. Paul Vosschulte         

Hohenzollernring 57 ; Tel 20557

Dr. Pedro Andreo Garcia

Wolbeckerstrasse 56; Tel. 64680

Dr. Johannes Faust,

Warendorferstrasse 185 , Tel.  30343

ab Donnerstag, den 14.9.23 sind wir wieder für Sie da.

Ihr Praxisteam Dr. Becker / Dr. Heuckmann

Pädiatrische Allergologie ∙ 14 ∙ 1/2011 35  

Elternratgeber  Hautpflege bei Neurodermitis

 

Liebe Eltern,

Dieser  Ratgeber informiert Sie über die Therapie der Neurodermitis. In den vergangenen Jahren gab es vor allem in der antientzündlichen Therapie neue Entwicklungen.

Allgemeines

Für die Neurodermitisbehandlung ist viel Geduld nötig, eine rasche Heilung gibt es leider nicht. Wenn manche Behandler dies dennoch verheißen, sollten Sie solche Versprechungen sehr
kritisch hinterfragen. Die Enttäuschung ist ansonsten hinterher meist groß und Sie haben für diese Versprechungen unter Umständen viel Geld ausgegeben. Glücklicherweise können die meisten von Neurodermitis betroffenen Kinder und Jugendlichen mit den heutigen erprobten und anerkannten Therapiemöglichkeiten erfolgreich behandelt werden und eine gute Lebensqualität erreichen. Auslösefaktoren vermeiden Bekannte Allergieauslöser
und Provokationsfaktoren (z. B. Hautreizungen jeder Art) müssen natürlich gemieden werden. Dazu gehört auch, dass in der Wohnung nicht geraucht wird.

Hautreinigung

Bei der Hautreinigung muss eine zu starke Reizung und Austrocknung der Haut unbedingtvermieden werden. Die Haut sollte möglichst mit klarem Wasser, bei stärkerer Verschmutzung zusätzlich am besten seifenfrei mit einem Waschsyndet mit einem pH-Wert zwischen 5 und 6 (leicht sauer) gereinigt werden. Generell ist Duschen für die Haut schonender als Baden. Daher sollte in der Regel nur einbis zweimal pro Woche, nicht zu warm (bis 35 Grad) und maximal 15 Minuten gebadet werden. Zwischendurch ist bei Bedarf (höchstens einmal pro Tag) ein kurzes, nicht zu heißes Abduschen möglich. Dadurch wird die Haut von Schmutz, Schweiß und Salbenresten befreit und
auch die Bakterienzahl auf der Haut reduziert. Kaltes Abduschen fördert die körpereigene Kortisonproduktion und wirkt dadurch zusätzlich antientzündlich und juckreizstillend. Beim Abtrocknen die Haut nicht stark reiben, sondern sanft abtupfen.

Hautpflege

Eine Grundpflege (= Basispflege) muss auch unabhängig von Baden oder Duschen täglich durchgeführt werden. Dies mildert auch den Juckreiz und die Anfälligkeit für Infektionen. Bei entzündeter oder infizierter Haut kommt eine antientzündliche, juckreizstillende und/ oder antiinfektiöse Therapie hinzu. Die Hautpflege sollte in möglichst angenehmer und entspannter Atmosphäre durchgeführt werden und für Eltern und Kind nicht zu einer lästigen Pflichtübung werden.

Grundpflege

Die Neurodermitishaut braucht Feuchtigkeit und Fett. Rückfetten ist in der Regel zwei- bis dreimal täglich und vor allem nach dem Baden und Duschen erforderlich. Das Verhältnis von Feuchtigkeit zu Fett in der Pflegegrundlage muss je nach Hautzustand und Jahreszeit variiert werden. Grundsätzlich gilt, dass eine trockene Haut viel Fett, eine entzündete oder gar nässende Haut wenig Fett braucht. Auch ist im Winter mehr Fett (Salbe) als im Sommer (Creme) erforderlich. Der Fettgehalt in den Pflegemitteln steigt in folgender Reihenfolge an: Lotio > Creme > Lipolotio > Salbe > Fettsalbe > Öl. Welche Creme oder Salbe für den einzelnen Neurodermitiker am geeignetsten ist, muss oft ausgetestet werden , am besten im Halbseitenversuch:
Eine Körperhälfte wird mit der einen, die andere Körperhälfte mit der anderen Creme behandelt. Nach ein paar Tagen kann man die Wirkung direkt vergleichen. Die Creme sollte am besten aus einer Tube oder, wenn dies nicht möglich ist, mit einem Löffel oder Holzspatel aus dem Cremetopf entnommen werden. Ölbäder können die Grundpflege ergänzen, aber nicht ersetzen. Wirkstoffhaltige Zusätze Bei Bedarf werden der Pflegegrundlage
wirkstoffhaltige Zusätze beigemischt: Harnstoff, juckreizstillende, antiinfektiöse oder antientzündliche Wirkstoffe. Die beste nichtmedikamentöse Maßnahme zur Juckreizstillung ist Kühlung.. Bei entzündeter Haut wird man zunächst versuchen, mit leicht antientzündlich wirkenden Cremes eine Besserung zu erzielen (Stufentherapie, Abb. 2). Bei schweren Hauterscheinungen kann jedoch eine Kortisoncreme erforderlich werden. Werden Kortisonpräparate der Klasse I (schwach) und Klasse II (mittelstark) über einen begrenzten Zeitraum angewendet, sind mit den modernen Zubereitungen keine Nebenwirkungen zu erwarten; die häufig anzutreffende Kortisonangst ist dann unbegründet. Ein behutsames Vorgehen ist im Gesicht und Genitalbereich angebracht. Eine Kortisonbehandlung sollte immer schrittweise ausgeschlichen werden. Als neuere stark antientzündlich wirkende
Substanzen stehen zusätzlich Tacrolimus (Protopic®) und Pimecrolimus (Elidel®) zur Verfügung, sie sind ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen. Da sie nicht zu einer Hautverdünnung führen, haben sie vor allem bei der Anwendung im Gesicht Vorteile oder wenn eine Kortisoncreme über eine zu lange Zeit aufgetragen werden müsste. Diese Präparate sind allerdings teuer und es muss für einen guten Sonnenschutz gesorgt werden.
Treten häufige Rückfälle auf, hat sich die so genannte proaktive Therapie bewährt: Nach Abklingen des akuten Schubes werden Kortison, Tacrolimus oder Pimecrolimus über mehrere Wochen nur noch zweimal pro Woche auf die zuvor befallenen Hautstellen aufgetragen; das Risiko eines neuen Schubes wird so deutlich vermindert. Fettfeuchte Verbände können die Wirkung der Lokaltherapie unterstützen. Innerliche Medikamente Zur Juckreizstillung können Antihistaminika eingesetzt werden. Die älteren Antihistaminika (z. B. Fenistil®) können müde machen (oft erwünscht). Bei ausgeprägten Infektionen sind Antibiotika erforderlich. Bei ganz schwerer Neurodermitis muss in seltenen Fällen Kortison oder ein anderes stark antientzündlich und immunhemmend wirkendes Medikament (z. B. Ciclosporin A) eingenommen werden. Die Einnahme von Nachtkerzensamenöl konnte keine überzeugende Wirkung zeigen.

Wirkstoffe in der Lokaltherapie der Neurodermitis


• Harnstoff
– schuppenlösend, wasserbindend und hautglättend. Kann auf entzündeter Haut und dünner Säuglingshaut brennen

• juckreizstillend
– Polidocanol
– die unten aufgeführten antientzündlichenWirkstoffe

• antiinfektiös
– Jodlösung, Kaliumpermanganat (als Badezusatz)
– Triclosan, Chlorhexidin u.a.: gegen Bakterien und Hefepilze
– Farbstoffe (z.B. Eosin, Pyoktanin):    zusätzlich austrocknend und gerbend, besonders für nässende Stellen geeignet
– Lokalantibiotika: gegen Bakterien
– Aciclovir: gegen Herpesviren

• leicht antientzündlich
– Zinkoxid: gerbend, entzündungshemmend und kühlend
– Eichenrinde, Tannin, Schwarztee, essigsaure Tonerde: gerbend, gut für Umschläge geeignet
– Schieferölzubereitungen

• stark antientzündlich
– Kortison
– Tacrolimus
– Pimecrolimus

Weitere Maßnahmen


Im Folgenden geht es um weitere Maßnahmen, die beim neurodermitis- kranken Kind ergriffen werden sollten. Juckreiz und Kratzen Kratzen führt zu noch stärkerem Juckreiz, Entzündungen und offenen Stellen.
Daher Fingernägel kurz schneiden, Säuglingen Baumwollhandschuhe anziehen, evtl. Neurodermitikeranzug verwenden, Schwitzen vermeiden. Juckreizstillende Mittel können örtlich aufgetragen (z. B. Eichenrinde,
Polidocanol) oder eingenommen werden (Antihistaminika). Entscheidend ist, eine vom Kind akzeptierte Methode zur Juckreizstillung zu finden. Folgende Juckreiz-Stopp-Techniken haben sich bewährt (siehe Ratgeber „Quälender Juckreiz bei Neurodermitis!“): n Eincremen n Kühlen (Creme aus dem Kühlschrank, kühle Umschläge, Coldpack) n Klopfen, Drücken, Zwicken der Haut (statt Kratzen) n Ablenken, Spielen
n Bearbeiten von Kratzholz oder Kletterknete an Stelle der Haut. Kleidung Die Kleidung sollte glatt, saugfähig, luftdurchlässig und alles, was direkt auf dem Körper getragen wird, nicht intensiv gefärbt sein (z. B. ungefärbte Baumwolle, Viskose). Wolle oder Felle verstärken den Juckreiz. Einnäher aus Synthetik entfernen, evtl. Nähte nach außen tragen. Silberbeschichtete Unterwäsche kann den Keimgehalt auf der Haut reduzieren, ist jedoch sehr teuer.

Ernährung

Stillen Sie Ihren Säugling möglichst vier Monate voll. Nach Absprache mit dem Kinder- und Jugendarzt können Sie ersatzweise eine hypoallergene Säuglingsnahrung verwenden. Mit der Beikost (in der Regel Gemüsebrei) kann begonnen werden, wenn das Kind volle vier Monate alt ist. Kuhmilch, Hühnerei, nusshaltige Produkte und Fisch sollten Sie allerdings im Gegensatz zu Kindern, die nicht an einer Neurodermitis leiden, im ersten Lebensjahr vorsichtig und nach Absprache mit dem Kinder- und Jugendarzt einführen; evtl. wird vor Gabe dieser Nahrungsmittel ein Allergietest durchgeführt. Unverarbeitete Nüsse sollten Säuglingen und Kleinkindern wegen der Gefahr des „Verschluckens“ generell nicht gegeben werden. Fruchtsäuren (z. B. in Zitrusfrüchten), zu viel Süßes, in seltenen Fällen auch Farb- und Konservierungsstoffe können den Hautzustand verschlechtern. Wichtige Nahrungsmittel dürfen nur bei nachgewiesener Allergie und gezielter Beratung und Überwachung durch Arzt oder Ernährungsberaterin weggelassen werden, da ansonsten vor allem bei kleinen Kindern eine Mangelernährung droht. Eine allgemeine „Neurodermitisdiät“ gibt es nicht. Eine spezielle Diät der stillenden Mutter wird nicht empfohlen, es sei denn, die Mutter leidet selbst unter einer Nahrungsmittelallergie oder es besteht eine
Nahrungsmittelallergie beim Kind.

Impfungen

Neurodermitiskinder sollten alle empfohlenen Schutzimpfungen erhalten. Diese werden von den meisten Neurodermitiskindern problemlos vertragen. Einige Grippeimpfstoffe sowie der Gelbfieberimpfstoff dürfen bei Hühnereiweißallergikern nicht verwendet bzw. nach eingehender Nutzen/Risiko-Abwägung nur von allergologisch erfahrenen Ärzten verabreicht werden.

Weitere Vorbeugemaßnahmen

Aus Gründen der Allergievorbeugung sollten keine Fell oder Federn tragenden Haustiere neu angeschafft werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte unter 65 Prozent liegen und die Räume sollten regelmäßig stoßgelüftet werden, um dem Wachstum von Schimmelpilzen vorzubeugen. Diese Maßnahme engt auch den Lebensraum von Hausstaubmilben ein.

Sonstiges

Sorgen Sie bei allem Stress für einen geregelten Tagesablauf mit ausreichend Schlaf. Lassen Sie auch Ihre Erholungsphasen nicht zu kurz kommen. Bei älteren Kindern können Entspannungsverfahren nützlich sein. Urlaub am Meer oder im Hochgebirge wirkt sich meist positiv auf die Haut aus. Bei schwerer Neurodermitis kann eine Rehabilitationsmaßnahme erforderlich werden. Schulungsprogramme der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung
(AGNES) für Eltern und Kinder sind inzwischen etabliert.

Autor  Dr. med. Peter J. Fischer für die Gesellschaft pädiatrische Allergologie: www.GPAeV.de
Kinder- und Jugendarzt
Allergologie ∙ Kinderpneumologie ∙
Umweltmedizin
Mühlbergle 11, 73525 Schwäbisch Gmünd

Sprachentwicklung bei Kindern

Wenn Kinder sprechen lernen

Raus mit der Sprache!

Wenn sich aus Lauten Worte formen, freuen sich die Eltern. Was aber, wenn ein Kind partout nicht anfängt zu reden? Dann kann man nachhelfen – und abwarten. Zippa“, „Nuni“, „Zupa“. Wenn kleine Kinder sprechen lernen, klingt das für fremde Ohren oft wie eine andere Sprache. Bei genauem Hinhören macht der Buchstabensalat aber durchaus Sinn: Pizza, Nudeln, Suppe. „Kinder, die ihre ersten Worte zu sprechen lernen, bauen die einzelnen Buchstaben gerne wieder neu zusammen“, erklärt Vivien Zuta, Phonetikerin, Autorin und Sprechtrainerin aus Frankfurt. „Im Gegensatz zu Kindern haben wir eine genaue Vorstellung von Wörtern. Wir kennen ihre Buchstaben und wissen, wie sie geschrieben werden. Kinder nehmen eine Art ,Sprachbrei‘ wahr. Sie können Lautgruppen, Silben oder Wörter noch nicht auseinanderhalten. Erst nach und nach bilden sich Wörter und Sätze, und sie lernen die einzelnen Sprachsegmente kennen.“ Aber der Reihe nach: Am Anfang ist der Schrei, und in diesem stecken schon gleich viele Informationen, etwa ob das Baby Hunger hat oder müde ist. „Kinder lernen sprechen, so wie Eltern lernen, ihr Kind zu verstehen und die verschiedenen Schreiarten zu unterscheiden“, sagt Zuta. Relativ schnell lerne ein Säugling, dass er den Klang seiner Schreie verändern kann, um unterschiedliche Dinge zu fordern. „Schon mit etwa drei Monaten fängt das Baby an, Laute zu entwickeln und mit den Artikulatoren – Zunge, Kehlkopf, Lippen und Zähne – zu üben. Einwortsätze vom ersten Lebensjahr an Das Erste, was Babys sagen, ist meist ,Baba‘, das bedeutet aber nicht zwingend ,Papa‘, wie viele Väter gerne heraushören, sondern ist einfach nur eine Lautübung“, sagt Zuta. Sagt das Baby allerdings „Mama“, sei das schon gezielter, weil das Wort schwieriger auszusprechen sei. Etwa ab dem ersten Lebensjahr sprächen Kinder die ersten Worte und kommunizierten in „Einwortsätzen“, so die Phonetikerin. Es ist natürlich niedlich, wenn Kinder ihre ersten Wortkreationen sagen, und deshalb neigen Eltern dazu, das falsche Wort zu wiederholen. Dies sollten sie aber nicht zu häufig machen, meint Zuta. „Sagt das Kind: ,Will Pliplatz‘, dann können die Eltern die Sprachentwicklung unterstützen, indem sie den Satz richtig wiederholen ,Ah, du möchtest zum Spielplatz gehen.‘ So signalisieren Eltern, ich habe dich verstanden, und erkennen die Leistung an. Wichtig ist nicht nur, das falsche Wort richtig zu wiederholen, sondern den kompletten richtigen Satz, sonst sagt das Kind irgendwann nur noch ,Spielplatz‘“, weiß Zuta aus Erfahrung. Mehr zum Thema Wie erkläre ich’s meinem Kind? Die Aufregung um den Schulwechsel Und ewig lockt die rote Frucht: Das Bilderbuch „Der Tod auf dem Apfelbaum“ von Katrin Schärer Persönlichkeitsanalyse: Denn deine Sprache verrät dich Laute, die das Kind nicht sieht, weil sie im Mund weiter hinten gebildet werden, können oft schwieriger zu lernen sein. Denn Kinder schauen beim Sprechenlernen auf den Mund und machen dann nach, was Vater oder Mutter vormacht. Laute wie k, t und g sehe das Kind nicht und könne sie daher gerade am Anfang des Lernens verwechseln, so Zuta. Tendenz des Überdramatisierens Eltern fragen sich schnell, ob ihr Kind ein Fall für den Logopäden ist, wenn es gleiche Lautklassen nicht auseinanderhalten kann oder wenn es erst spät zu sprechen anfängt. Meist sei das aber nicht nötig, sagt Zuta. Es ist ein Unterschied, ob das Kind nicht produzieren oder nicht wahrnehmen kann. „Es gibt eine Tendenz des Überdramatisierens bei Kindern“, beobachtet Zuta. Meist können Eltern schon sehr früh merken, ob es Probleme gibt: Schon beim Stillen können Mütter die Mundmotorik beobachten. „Gibt es ansonsten überhaupt keine Probleme beim Essen und Trinken, dann ist das Kind meist einfach nur ein Spätsprecher. Kinder, die viele Infekte haben, sprechen auch oft etwas später, da die Infekte sich auf die Ohren und das Hörvermögen ausschlagen können“, so Zuta. Wenn das Kind an Kommunikation im Allgemeinen interessiert sei, brabbele, fröhlich Laute und Geräusche nachahme, dann sei das immer erst einmal ein normales und gutes Zeichen. Jedes Kind habe sein individuelles Tempo, das sei ähnlich wie beim Laufenlernen. Was aber können Eltern machen, damit die Kleinen mit Spaß sprechen lernen? „Viel mit dem Kind sprechen, denn Kinder ahmen nach. Die meisten Eltern machen automatisch schon viel für den Spracherwerb: In meinen Augen ist Vorlesen, Vorlesen und nochmals Vorlesen das A und O. Aber auch Singen, Reime oder Gedichte schulen das Gefühl für Sprache und Rhythmus.“ Sprache muss man formen wie Teig Auch mit ganz normalen Unterhaltungen können Kommunikationsstrukturen geübt werden. Denn Kinder sind schon früh kleine Kommunikatoren. „Sprache ist ein wenig wie Teig, den man benutzen muss, um daraus etwas zu formen und zu produzieren.“ Doch gerade am Anfang könne es für Kleinkinder frustrierend sein, dass sie noch nicht alles sagen können, was sie vielleicht möchten. Einige Kinder fangen dann zum Beispiel an zu beißen. „Denn auch beißen ist eine Form der Kommunikation und oft ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Hier kann es helfen, dem Kind je nach Situation zu sagen: Wenn du mitspielen willst, dann sag’ ,Ich will mitspielen!‘ Beißen ist verboten“, sagt Zuta, die selbst Mutter zweier Kinder ist und über Kommunikation mit Kindern auf ihrem Blog kirschkerneknacker.de schreibt. Auch wenn Eltern intuitiv vieles richtig machen, gibt es laut Zuta doch auch einiges, was Kinder beim Sprechenlernen hemmen könne. So sei es zum Beispiel nicht förderlich, alles zu kommentieren, was das Kind sagt, oder zu korrigieren. „Kinder müssen sich auch beim Sprechenlernen entwickeln können“, sagt Zuta. Auch eigne sich nicht jede Situation zum Lernen: etwa beim Abendessen. Hier gehe es um das Essen und um die sozialen Komponenten des Essens. Außerdem seien Kinder gerade abends oft müde. Kinder sollten nicht unterbrochen werden „Kontraproduktiv ist es, Kindern beim Essen ein Rederecht einzuräumen, wenn bei mehreren Kindern vielleicht das Kleinste nicht zu Wort kommt. Das ist zwar gut gemeint, kann aber zu einer massiven Stresssituation für das Kind führen. Und so etwas kann zu Sprechstörungen führen, wie Sprechunlust oder Sprechangst – dass Wörter im wahrsten Sinne im Hals steckenbleiben.“ Besser sei es, Kinder zu beobachten und, wenn sie was sagen möchte, ihnen die Aufmerksamkeit zu geben, die sie in der Situation brauchen, so die Sprechtrainerin. „Kinder sollten außerdem nicht beim Sprechen unterbrochen werden und immer aussprechen können“, sagt Zuta. „Das klingt selbstverständlich, ist aber gerade im Alltag und in Stresssituationen nicht immer einfach umzusetzen.“ Auch müssten Kinder das soziale Miteinander lernen: Jeder hat das Recht zu reden! Geschwister und Eltern dürfen ausreden und werden nicht unterbrochen. Eltern sollten Kinder nicht zum Sprechen zwingen. Ein klassisches Beispiel ist das Wort „danke“. „Sag danke!“ „Wie heißt das? Danke.“ – Das sind die klassischen Ermahnungen, die Kinder immer wieder zu hören bekommen. „Ich halte das für sehr überheblich gegenüber dem Kind. Eltern geben damit einem Wort eine Gewichtung, die nicht sinnvoll ist. Kinder lernen ,bitte‘ und ,danke‘ von ganz allein durch Nachahmung“, sagt Zuta. Wenn Eltern selbst diese Wörter benutzten, dann würden das auch die Kinder irgendwann ganz selbstverständlich übernehmen. Schimpfwort-Verbote wenig sinnvoll Ein schwieriges Thema sind im Alltag immer wieder Schimpfwörter. So darf man in der Gegenwart von manchen Eltern und Kindern gewisse Wörter überhaupt nicht verwenden und wird mit bösen Blicken gestraft, wenn man es doch macht. Andere Familien haben ein Sparschwein in das zehn Cent geworfen werden, wenn ein Schimpfwort benutzt wird. „Ich halte generell von einem Schimpfwort-Verbot wenig“, sagt Zuta. „Vor allem, wenn es ein Wort ist, das Eltern selbst in der ein oder anderen Situation benutzen.“ Fällt einem die Milch runter oder bleibt man mit dem Zeh an der Treppe hängen, dann rutsche einem ein Wort wie „Scheiße“ schon einmal raus. „Kommt das Kind in eine ähnliche Situation, dann sollte man ihm das Wort nicht verbieten, aber ihm natürlich erklären, dass dies kein schönes Wort ist, was man eigentlich nicht benutzt. Auch das Kind muss lernen, wann es angebracht sein kann und wann nicht“, sagt Zuta. Aus „Nuni“ wird „Spaghetti mit Tomatensoße“ „Kommunikation ist meist dann erfolgreich, wenn der Sprecher sich Mühe gibt, verstanden zu werden. Denn dann steigt auch die Bereitschaft zuzuhören“, so Zuta. Dazu gehörten immer auch die Körpersprache und Blickkontakt. „Reden Eltern mit ihrem Kind nur ,nebenbei‘, ohne sich ihnen zuzuwenden, dann ist es auch verständlich, wenn das Kind nicht zuhört oder Anweisungen ignoriert.“ Deshalb sei es sinnvoll, nicht nur verbal Kontakt zum Kind herzustellen, sondern auch körperlichen Kontakt. „Ab dem dritten bis zum vierten Lebensjahr schreitet die Entwicklung des Spracherwerbs rasant voran, und aus einem sprechen lernenden Kind, entwickelt sich ein sprechendes Kind“, sagt Zuta. Dann heißt es nicht mehr „Nuni“, sondern „Mein Lieblingsessen ist Spaghetti mit Tomatensauce“.

„Talker“ und „Bloomer“ Wenn Kinder zum Zeitpunkt des zweiten Geburtstags weniger als 50 verschiedene Wörter aktiv benutzen, gelten sie als „late talker“, das ist etwa bei jedem fünften Kind der Fall. Ausgeschlossen werden muss dann im Rahmen der Kindervorsorgeuntersuchung U7, ob sie schlecht hören. Etwa die Hälfte dieser Kinder sind sogenannte sprachliche Spätentwickler, auch „late bloomer“ genannt, die bis zum 3. Geburtstag den Anschluss geschafft haben. Bei den anderen kann sich aus dem verzögerten Sprechbeginn eine Spracherwerbsstörung entwickeln, das heißt, die Satzbildung ist auch mit vier oder fünf Jahren noch fehlerhaft, die Lautbildung unvollständig und der Wortschatz eher klein. Diese Kinder müssen gegebenenfalls logopädisch behandelt werden. Dauergespräche mit dem Handy in Gegenwart von Babys und Kleinkindern können die Sprachentwicklung verzögern. Forscher sagen, dass Kinder nur Wörter lernen, wenn der Sprecher sich ihnen aufmerksam zuwendet.

Fieberkrampf

Fieber macht klug

Der Anblick eines Kindes im Fieberkrampf ist schrecklich: Das kranke, fiebernde Kind wird plötzlich am ganzen Körper steif, verdreht die Augen nach oben, presst die Zähne aufeinander, zittert am ganzen Leib und lässt sich nicht mehr ansprechen. Doch was so gefährlich anmutet, ist fast immer harmlos: „Die Prognose von Fieberkrämpfen ist exzellent“, sagt Gerhard Kurlemann, Neuropädiater an der Universitätskinderklinik Münster und Koordinator einer zurzeit entstehenden wissenschaftlichen Leitlinie zum Thema „Fieberkrämpfe im Kindesalter. Am häufigsten passiert es im Alter zwischen 14 und 18 Monaten, selten vor dem fünften Lebensmonat, fast nie nach dem fünften Geburtstag: Bis zu fünf Prozent aller Kinder machen in den ersten Lebensjahren einen Fieberkrampf durch. Manchmal löst er sich schon nach wenigen Augenblicken, oft aber erst nach durchschnittlich fünf Minuten, bei schweren Fieberkrämpfen nach etwa zehn Minuten – für die geschockten Eltern eine Ewigkeit. Viele Eltern fürchten sogar, ihr Kind könnte sterben. In der medizinischen Weltliteratur ist jedoch bisher kein einziger Todesfall als Folge eines Fieberkrampfes bekannt geworden. Je kürzer der Anfall ist, umso schneller kommen die Kinder wieder zu sich. Nach längeren Anfällen fallen viele Kinder in einen Schlaf, aus dem sie etwas abgeschlagen erwachen.

Eltern haben danach oft Sorge, dass eine schwere Krankheit hinter dem Krampfanfall steckt oder das Kind bleibende Schäden davonträgt. Gerhard Kurlemann kann beruhigen: „Die kognitive Entwicklung nach Fieberkrämpfen, auch nach rezidivierenden (sich wiederholenden), ist nicht gefährdet, wie Langzeituntersuchungen eindeutig belegen.“ Die Psychologin Meike Pälmke hat für ihre Doktorarbeit die geistige Entwicklung und intellektuelle Leistungsfähigkeit von 70 Zehn- bis 18-Jährigen untersucht, die im Kleinkindalter wegen eines Fieberkrampfs im Universitätsklinikum Münster behandelt werden mussten – und fand noch etwas anderes heraus.

Die Untersuchung zeige nicht nur deutlich, dass Fieberkrämpfe die intellektuelle Entwicklung der Kinder nicht beeinträchtigten, sondern sogar, dass sie diese positiv beeinflussen können. „Fieberkrämpfe führen offenbar zu einer erhöhten mentalen Flexibilität, die eine bessere Konzentrationsleistung zur Folge hat. Selbst Kinder mit komplizierten Fieberkrämpfen vor Vollendung des ersten Lebensjahres zeigten in jedem Fall ein Ergebnis im oberen Durchschnittsbereich“, sagt sie. Besonders eindeutig fiel der Vergleich der Schullaufbahn der untersuchten Kinder aus. Fieberkrampf-Kinder besuchten mit 51,5 Prozent statistisch bedeutsam häufiger das Gymnasium als Kinder ohne Fieberkrampf-Vorgeschichte mit nur 38,8 Prozent.

„Fieberkrampf-Kinder haben eine höhere oder zumindest gleich große Chance, das Gymnasium zu besuchen, als die Kinder der Referenzgruppe, und zwar unabhängig davon, ob der Fieberkrampf nun früh oder spät, einfach oder kompliziert war“, erklärt die Psychologin.

Erleidet ein Kind erstmalig einen Fieberkrampf, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und die Länge des Anfalls zu beobachten. Die Kleidung des Kindes wird, wenn nötig, gelockert, damit es frei atmen kann. Auf keinen Fall sollten dem Kind Getränke oder Medikamente eingeflößt werden – es besteht Erstickungsgefahr. Auch kaltes Wasser ist nicht hilfreich. Vielmehr sollte rasch ein Arzt oder Notarzt verständigt werden. Einfache Fieberkrämpfe gehen oft so schnell vorbei, dass beim Eintreffen des Arztes nichts mehr davon zu merken ist. Der Arzt wird den Eltern dann raten, bei erneuten Infekten darauf zu achten, dass die Körpertemperatur nicht auf über 38 Grad steigt. Dazu kann man mit Wadenwickeln oder fiebersenkenden Medikamenten beitragen. Um einem weiteren Anfall vorzubeugen, haben sich „Notfall-Zäpfchen“ mit dem Wirkstoff Diazepam oder das Einspritzen des Mittels Midazolam in den Mund bewährt.

Bei unkomplizierten Fieberkrämpfen in der frühen Kindheit entwickeln nur rund ein bis zwei Prozent der betroffenen Kinder später eine Epilepsie – bei komplizierten Fieberkrämpfen sind es allerdings bereits 15 Prozent der Betroffenen, bei denen mitunter nach mehrfachen komplizierten Fieberkrämpfen dann auch neurologische Schäden entstehen können. Insgesamt befinden sich in Deutschland rund 500.000 Menschen mit Epilepsie in ärztlicher Behandlung, und jährlich erkranken etwa 38.000 neu an der Krankheit. Laut Gerhard Kurlemann lassen sich 60 bis 70 Prozent der Kinder mit einer neu aufgetretenen Epilepsie erfolgreich behandeln. Bei leichteren Formen dieser Krankheit sind es sogar knapp 90 Prozent der Kinder, die mit Therapie dauerhaft anfallsfrei werden.

Von Lajos Schöne – in Die Welt vom 5.9.2013

Spastische Bronchitis

Liebe Eltern, in den Herbst- und Wintermonaten erkranken vor allem kleine Kinder häufig an Luftwegsinfekten; eine spastische Bronchitis kann die Folge sein. Dieser Ratgeber will Sie über die Ursachen, Behandlungsmöglichkeitenund die Prognose dieser Erkrankung informieren.

Was ist eine spastische Bronchitis?

Die spastische oder obstruktive Bronchitis ist eine typische Erkrankung desSäuglings- und Kleinkindesalters. Auslöser ist meist eine Virusinfektion, die zu einer Entzündung in den Bronchien führt. Die Folgen sind eine Anschwellung der Bronchialschleimhaut, die Bildung zähen Schleims und eine Verkrampfung (= Spastik) der Bronchialmuskulatur . Durch diese Blockierung (= Obstruktion) der Bronchien bekommen besonders Säuglinge schnell Atemprobleme: Bei ihnen sind die Atemwege altersbedingt enger als bei älteren Kindern und daher kann bereits eine leichte Anschwellung der Bronchialschleimhaut auch ohne Verkrampfung der Bronchialmuskulatur zu einer erheblichen Einengung der Bronchien führen.

Wie äußert sich eine obstruktive Bronchitis?

Die Folgen der Verengung der Atemwege sind Husten, Kurzatmigkeit sowie eine erschwerte Ausatmung, die von einem pfeifenden Ausatemgeräusch (beim Abhören der Lunge als Giemen und Brummen bezeichnet) begleitet wird. Der Allgemeinzustand kann je nach Grad der Einengung leicht bis schwer beeinträchtigt sein. Bei einer Verengung der Bronchien muss eine erhebliche Atemarbeit geleistet werden, was die Kinder rasch erschöpfen kann.

Was sind die Ursachen einer spastischen Bronchitis?

Virusinfektionen Erkältungsviren (insbesondere RS-, Parainfluenza-, Adeno- und Rhinoviren), die über Tröpfcheninfektion durch Anhusten, Anniesen oder Händekontakt übertragen werden, sind die häufigsten Auslöser einer obstruktiven Bronchitis im Säuglings- und Kleinkindesalter. Die meisten Kinder bekommen nach Kontakt mit diesen Viren nur Schnupfen oder Husten, evtl. verbunden mit Fieber. Liegen jedoch die unten genannten Risikofaktoren vor, kann sich eine obstruktive Bronchitis entwickeln. l Kleine, enge Atemwege Kinder mit obstruktiven Bronchitiden  im Säuglings- und Kleinkindesalter, die im späteren Alter nicht mehr davon betroffen sind, haben anlagebedingt besonders kleine Atemwege. Dadurch kommt es bei einem Virusinfekt besonders schnell zu einer Atemwegsverengung. Wenn die Kinderetwas älter und die Atemwege weiter geworden sind, verschwindet dieses Problem dann wieder. l

Bronchiale Überempfindlichkeit(Hyperreagibilität)

Kinder, deren Eltern oder Geschwister an einem Asthma bronchiale leiden, haben oft eine vererbte bronchiale Überempfindlichkeit. Ebenso können Allergien, z. B. auf Hausstaubmilben, die Reizbarkeit der Bronchien erhöhen. Allergien spielen vor dem ersten Geburtstag allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Auch nach einer Keuchhustenerkrankung kann das Bronchialsystem über Monate überempfindlich reagieren. 

Andere Risikofaktoren

Besonders von obstruktiven Bronchitiden betroffen sind

• Frühgeborene,

• Kinder, die über ältere Geschwister oder in der Kindertagesstätte bereits früh mit Viren in Kontakt kommen, sowie

• Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaftgeraucht haben oder noch rauchen.

Wie diagnostiziert man eine spastische Bronchitis?

Die Diagnose wird durch die Vorgeschichte, den Nachweis der pfeifenden Ausatmung und durch den Abhörbefund der Lungen mit Giemen und Brummen gestellt. Eventuell muss ein Röntgenbild zum Ausschluss einer Lungenentzündung oder angeborenen Lungenfehlbildung angefertigt werden. Vor allem bei einseitigem Giemen muss an einen Fremdkörper, z. B.ein in die Bronchien gelangtes Erdnussstück, gedacht werden. Bei wiederholt auftretenden obstruktiven Bronchitiden wird eine Allergietestung durchgeführt.

Die Behandlung der obstruktiven Bronchitis

Allgemeine Maßnahmen

Beruhigen Sie Ihr Kind, da Unruhe und Angst die Atemnot verstärken. Führen Sie ausreichend Flüssigkeit zu, damit sich der Schleim verflüssigt und besser abgehustet werden kann. Bei behinderter Nasenatmung sollte die Nase mit abschwellenden Nasentropfen freigehalten werden, um die Atemarbeit zu reduzieren. Auch eine leichte Schräglagerung mit erhöhtem Oberkörper kann die Atmung erleichtern. Eine zusätzliche Reizung der Schleimhäute durch Rauchen in der Wohnung muss unbedingt vermieden werden.

Medikamentöse Behandlung 

Bronchialerweiternde Medikamente Zur Erweiterung der Bronchien und Unterstützung des Schleimtransports werden so genannte Sympathikomimetika (z. B. Salbutamol) entweder zur Inhalation oder zum Einnehmen verabreicht. Zusätzlich kann auch mit Atrovent®, einem Bronchialerweiterer mit anderem Wirkungsansatz, inhaliert werden. Die Inhalation kann mit einem elektrischen Inhaliergerät  oder mit einem Spray mit Inhalierhilfe erfolgen. Bei kleinen Säuglingen, bei denen mehr die Schleimhautschwellung und weniger die Verkrampfung der Bronchialmuskulatur als Ursache der Atemprobleme im Vordergrund steht, ist die Wirkung der o. g. Substanzen unter Umständen nicht sehr ausgeprägt. Die früher viel geübte Praxis, ätherische Öle auf die Kleidung aufzutropfen oder die Brust damit einzureiben, ist für viele Kinder nicht günstig: Ätherische Öle können die Haut und die Schleimhäute der Atemwege erheblich reizen und auch Allergien auslösen. 

In schweren Fällen: Kortikoide zur Schleimhautabschwellung

In schweren Fällen wird Kortison als Zäpfchen, Saft oder in der Klinik auch intravenös verabreicht. Kortison ist der stärkste Schleimhautabschweller und verstärkt auch die Wirkung von Sympathikomimetika, wirkt jedoch erst nach 30 bis 60 Minuten. Bei einer kurzzeitigen Anwendung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Kann man den Zustand des Kindes mit diesen Maßnahmen nicht stabilisieren, ist insbesondere bei jungen Säuglingen eine stationäre Behandlung in der Kinderklinik nicht zu umgehen. Dort wird neben der medikamentösen Therapie Flüssigkeit über eine Infusion und evtl. auch Sauerstoff verabreicht. Zusätzlich kann Physiotherapie zur Verbesserung des Schleimtransports notwendig werden. 

Ist die obstruktive Bronchitis ein Vorbote ein Asthma bronchiale?

30 bis 50 Prozent aller Säuglinge und Kleinkinder machen zumindest eine obstruktive Bronchitis durch, die meisten von ihnen entwickeln glücklicherweise kein Asthma bronchiale. Dies gilt insbesondere für Kinder bis zum dritten Geburtstag, wenn

• nur eine oder zwei obstruktive Bronchitiden im Rahmen von Virusinfekten aufgetreten sind,

• in der Familie keine Risikofaktoren wie Asthma bronchiale, Neurodermitis oder andere allergische Erkrankungen zu finden sind,

• beim Kind selbst keine Allergien oder Neurodermitis nachzuweisen sind.

Liegt jedoch einer der genannten Risikofaktoren vor, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich im weiteren Verlauf ein chronisches Asthma bronchiale entwickelt, deutlich höher. Für diese Kinder ist es besonders wichtig, dass sie keiner zusätzlichen Schadstoffbelastung wie Passivrauchen oder einer feuchten und schimmelpilzbelasteten Wohnumgebung ausgesetzt sind.

Dr. med. Peter J. Fischer Kinder- und Jugendarzt, Allergologie, Umweltmedizin Mühlbergle 11, 73525 Schwäbisch Gmünd ELTERN RATGEBER © PARI GmbH © R. Cegla GmbH & Co. KG

Leben mit einem behinderten Kind

Ich werde oft gefragt, wie es ist ein behindertes Kind großzuziehen. Es ist wie folgt :

Wenn man ein Baby erwartet, ist das , wie wenn man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und plant die wunderbare Reise. Man freut sich aufs Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig, und man lernt noch ein paar nützliche Brocken Italienisch. Es ist alles so aufregend. Nach Monaten ungeduldiger Erwartung kommt endlich der lang ersehnte Tag. Man packt die Koffer, und los geht’s. Einige Stunden später landet das Flugzeug. Der Steward kommt und sagt: „Willkommen in Holland“. „Holland?!? Was meinen Sie mit Holland?!? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!“

Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet, und da mußt du jetzt bleiben. Wichtig ist, die haben uns nicht in ein schreckliches, dreckiges, von Hunger, Seuchen und Krankheiten geplagtes Land gebracht. Es ist nur anders als Italien.

So, was du jetzt brauchst, sind neue Bücher und Reiseprospekte, und du mußt eine neue Sprache lernen, und du triffst andere Menschen , welche du in Italien nie getroffen hättest. Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat… Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Rembrandts.

Aber alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt, von Italien zu kommen und nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: “ Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant.“

Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn der Verlust dieses Traumes ist schwerwiegend.

Aber… wenn du dein Leben damit verbringst, dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können.“

Emily Perl Kingsley

Impfungen bei Allergikern

Liebe Eltern,

Allergiker benötigen grundsätzlich denselben Impfschutz wie Nicht-Allergiker. Es tauchen jedoch immer wieder besorgte Fragen zur Verträglichkeit von Schutzimpfungen bei Allergikern auf, welche wir hier beantworten möchten.

Gibt es generelle Gegenanzeigen ?

Eine generelle Gegenanzeige besteht nur, wenn eine bekannte Allergie gegen eine im Impfstoff enthaltene Substanz vorliegt. Impfstoffe enthalten neben der für die Immunisierung benötigten Substanz in geringen Mengen auch so genannte Hilfsstoffe wie Antibiotika, Gelatine oder Formaldehyd. Diese dienen der Stabilisierung und Haltbarmachung des Impfstoffes. Gegen die in modernen Impfstoffen verwendeten Hilfsstoffe sind Allergien extrem selten, sodass diese keine generelle Gegenanzeige zur Verwendung bei Allergikern darstellen. Außerdem kommen immer mehr Impfstoffe ohne Konservierungsmittel auf den Markt. Für Hühnereiweißallergiker kann jedoch Hühnereiweiß, das vom Produktionsprozeß übrig geblieben ist, ein Problem werden.

Impfungen bei Hühnereiweißallergie

Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang lediglich die Hühnereiweißallergie vom Soforttyp, d.h. wenn nach Genuß von Hühnereiweiß innerhalb kurzer Zeit Symptome wie Hautausschlag, Gesichtsschwellung, Erbrechen, Atemnot und Kreislaufkollaps auftreten. Nur von geringerBedeutung ist, wenn im Blut oder Hauttest nur Hühnereiweißantikörper ohne klinische Symptome (= Sensibilisierung) festgestellt wurden oder nach Hühnereiweißgenuß Tage später eine Ekzemreaktion an der Haut auftritt. Es gelten folgende Empfehlungen:

Masern-Mumps-Rötelnimpfung: Diese Impfung gilt inzwischen als unproblematisch. Mit den heutigen MMR-Impfstoffen besteht für Hühnereiweißallergiker kein höheres Risiko als bei Nichtallergikern. Für schwere Hühnereiweißallergiker vom Soforttyp wird vorsichtshalber eine Nachbeobachtungszeit von 30 – 90 Minuten empfohlen, vor allem dann wenn gleichzeitig ein Asthma besteht.

Grippeimpfung: Grippeimpfstoffe enthalten noch geringe Mengen an Hühnereiweiß, so dass bei starken Hühnereiallergikern die Indikation streng zu stellen ist. Soll dennoch geimpft werden, muss dies unter sorgfältiger Überwachung geschehen.

Gelbfieber-Impfstoff: Vor allem in Gelbfieberimpfstoff sind noch größere Mengen Hühnereiweiß enthalten. Ist die Impfung dringend erforderlich, muss sie unter Überwachung in der Regel im Krankenhaus erfolgen.

Die übrigen Regelimpfungen im Impfplan der ständigen Impfkommission stellen auch für Hühnereiweißallergiker kein erhöhtes Risiko dar.

Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen

!Während einer Verschlechterungsphase einer jeglichen allergischen Erkrankung oder eines Asthma bronchiale wird man nicht impfen, um das Immunsystem nicht zusätzlich zu beanspruchen.

!Während einer Hyposensibilisierungstherapie sollten in der Steigerungsphase keine Impfungen vorgenommen werden. In der Erhaltungsphase sollte ein Abstand von 1 Woche nach der letzten und 2 Wochen vor der nächsten Hyposensibilisierungsspritze eingehalten werden.

!Bei Neurodermitis kann es nach einer Impfung wie nach jedem Infekt zu einer vorübergehenden Verschlechterung des Hautbefundes kommen. Dies ist jedoch kein Grund auf die Routineimpfungen zu verzichten.

Können Impfungen Allergien auslösen ?

Mehrere große Untersuchungen haben gezeigt, dass Schutzimpfungen die Allergierate nicht erhöhen !

Gibt es besonders wichtige Impfungen für Allergiker ?

Für Kinder mit überempfindlichen Bronchialsystem und Asthma ist die Keuchhusten- und Grippeimpfung besonders wichtig, da diese Erkrankungen die Bronchien und die Lunge empfindlich schädigen können. Für Kinder mit schwerer Neurodermitis ist die Windpocken-Impfung empfohlen, da Windpocken bei Neurodermitis besonders schwer verlaufen können.

Sollten Sie noch Fragen zu dem Thema haben, sprechen Sie uns in der Sprechstunde an.

Dr. Stefan Becker / Dr. Ludger Heuckmann

 

Wenn Babys viel schreien

Paul Suer

Schlaflose Nächte

Eine junge Mutter berichtet: „Als Kathrin geboren wurde, war sie ein sehr angenehmes Baby. Doch nach vier Wochen war es mit der Ruhe vorbei. Seitdem begann sie jedes Mal laut zu schreien, wenn ich sie nach dem Stillen in ihr Bettchen legte. Ich konnte sie einfach nicht beruhigen. Vieles probierte ich aus, doch nichts half wirklich. Am Ende war ich völlig fertig und entnervt. Ich konnte selbst kaum noch einschlafen, weil ich fast schon darauf warte, dass es jeden Moment wieder losgeht.“

So oder ganz ähnlich geht es vielen jungen Müttern, die sich einer solchen Situation nicht gewachsen fühlen und an das Ende ihrer Kräfte geraten sind. Dabei sind häufig und ausdauernd weinende Säuglingskinder keineswegs selten.

Gehören auch Sie zu den Müttern, die ein solches „Schreibaby“ haben? Dann werden Sie sich sicherlich so manche Nacht um die Ohren geschlagen haben. Vermutlich haben Sie zu nächtlicher Stunde so Manches unternommen, um das Kind zu beruhigen: die Windeln gewechselt, es immer wieder gestillt, über Stunden durch die Wohnung getragen und vieles mehr. Und doch haben Sie oftmals nicht herausgefunden, was dem Kleinen fehlt.

In der Tat ist es nicht ganz einfach, das Schreien eines Babys richtig zu deuten. Zunächst einmal gilt es, die Ruhe zu bewahren. Vor allem sollten Sie sich vergegenwärtigen, dass das Baby Sie mit seinem Geschrei nicht ärgern will. Für das Neugeborene ist das Schreien die einzige Möglichkeit, auf seine Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Warum schreit das Baby?

Wenn Kinder nachhaltig schreien, kann das viele Ursachen haben. Versuchen Sie in Ruhe herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Hier einige mögliche Ursachen:

  • Hunger: könnte ein Grund sein. Ein Baby kann bei einer Mahlzeit nur wenig an Nahrung aufnehmen und verdauen, da sein Magen noch sehr klein ist. Deshalb braucht es häufiger Nahrung. Wenn es sich im Abstand von ein bis vier Stunden meldet, dann ist das völlig in Ordnung.
  • Bauchweh: sind die häufigsten Schmerzen bei Säuglingen. Ausgelöst werden sie durch Verdauungsstörungen oder indem sie zuviel Luft schlucken, wenn sie aus der Flasche oder von der Brust trinken. Wenn Sie Ihr Kind stillen, sollten Sie darauf achten, nichts Blähendes zu essen. Denn durch die Muttermilch bekommt der Säugling auch einen Teil der blähenden Nährstoffe ab.
  • Unwohlsein: kann viele Gründe haben. Häufig entsteht es, wenn eine volle Windel drückt oder die Haut gereizt wird. In vielen Fällen fühlt sich das Baby unwohl, weil ihm zu warm oder zu kalt ist. Meistens bedarf es nur einer Kleinigkeit, dieses Unbehagen zu beseitigen.
  • Langeweile: Auch Babys können sich langweilen. Wenn es schon etwas älter ist, schläft es nicht mehr ganz so viel und hat längere Wachzeiten. Manchmal fühlt es sich in seinem Bettchen allein. Offensichtlich braucht es dann Anregungen und Impulsen von außen. Durch sein Schreien macht es darauf aufmerksam, dass es beschäftigt werden möchte oder „geistige Nahrung“ benötigt.
  • Überreizung: Manchmal reagiert das Baby gereizt, wenn sein Umfeld z.B. zu unruhig, zu hell ist oder wenn es viel herumgereicht wird. Babys sind hochsensible Geschöpfe, die empfindlich auf Spannungen oder Misstöne reagieren können.

Schreisignale richtig deuten und entschlüsseln

Wie Sie sehen, gibt es vielerlei Gründe, weshalb das Kind schreit. Doch ist es nicht immer ganz einfach, herauszufinden, was den kleinen Wurm bewegt. Gerade beim ersten Kind, das Ihr Leben ohnehin auf den Kopf stellt, fühlen Sie sich vielleicht noch etwas unsicher. Doch mit der Zeit gewinnen Sie an Sicherheit und es wird Ihnen immer leichter fallen, die „Sprache“ Ihres Kindes zu verstehen und entsprechend darauf zu „antworten“.

Mit der Zeit bekommen Sie ein Gefühl dafür, ob der Säugling vor Hunger schreit, ob ihm etwas weh tut oder ob er vielleicht nach Zuwendung verlangt. Sie werden zu hören lernen, was Ihr Baby „sagen“ möchte: Ist sein Schreien verzweifelt, fordernd, quengelig oder schrill. Achten Sie auf Ihre Gefühle. Sehr bald werden Sie ein Gespür dafür bekommen, wodurch sich das Kind am besten beruhigt. Es hat auch ein wenig mit Versuch und Irrtum zu tun: Wenn das Kind auf z.B. nach dem Wickeln und Füttern immer noch schreit, probieren Sie etwas anderes aus. Bitte lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn es am Anfang noch nicht so richtig klappt. So wie das Baby dazulernt, werden auch Sie bald die Sprache und die „Stimme“ Ihres Kindes perfekt beherrschen. Experimente haben gezeigt, dass eine Mutter nach ein paar Monaten das Schreien seines Kindes, von Hunderten genau heraushören kann.

Die Eltern-Kind-Beziehung

Die Mutter ist in den ersten Lebensmonaten zweifellos die wichtigste Bezugsperson für das Neugeborene. Doch ist sie nicht mit dem Kind allein auf der Welt. Entweder ist da noch der Ehepartner oder der Lebensgefährte oder vielleicht eine gute Freundin. Bei anderen ist es die Oma, die Wohngemeinschaft oder wer auch immer, der die junge Mutter unterstützen könnte. Wie leicht kann es in der ohnehin angespannten Lage zu Konflikten kommen. Das Schreien eines Babys hat ja fast die Phonstärke einer lauten Baumaschine, nur viel höher und viel nerviger.

Nicht direkt betroffene Partner oder Freunde verhalten sich in der Situation manchmal so, als wenn sie genau wüssten, wo das Schreien des Babys herrührt. Ratschläge wie: „Nun gib’ ihm doch mal das Fläschchen!“ erreichen lediglich, dass sich die junge Mutter unter Druck gesetzt fühlt. Bisher harmonisch verlaufene Beziehungen können sich auf diese Weise – im wahrsten Sinne über Nacht – in einen Hexenkessel verwandeln.

Die soziale Umgebung

Wenn Ihr Kind trotz der oben beschriebenen einfachen Maßnahmen immer wieder schreit, sollten Sie sich Ihre soziale Umgebung ansehen. Vielleicht haben Sie bisher immer nur auf das Verhalten des Kindes geachtet. Deshalb sollten wir uns immer auch unser eigenes Verhalten ansehen und auf die komplizierten Wechselwirkungen zwischen Eltern und Kind achten. Denn das „Eltersein“ wird auf keiner Schule oder Universität gelehrt. Wie leicht bringt uns der manchmal schmerzhafte Prozess des „Eltern-Werdens“ an unsere Grenzen. Und schon ganz kleine Kinder haben sehr feine Antennen dafür, wenn es darum geht, Spannungen zu erfühlen. Wenn aber Spannungen für das Kleine unerträglich werden, zeigen sie uns das durch anhaltendes Schreien an.

Suchen Sie als Mutter bewusst Kontakt zu anderen Frauen, die in der gleichen Lage sind. Vielfach hilft ein Gespräch über die schlimmsten Anstrengungen hinweg. Indem gestresste Mütter erfahren, dass es auch andere gibt, denen es ähnlich geht, ist das eigene Leid besser zu ertragen. Schließen Sie sich zu Babysitter-, Still- oder Krabbel-Gruppen zusammen. Sie wissen doch: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Elterliche Beziehungspflege

Um dem Kind keinen Schaden zuzufügen, sind die Eltern und alle weiteren Bezugspersonen gehalten, Konflikte und Spannungen möglichst gering zu halten. Das kann beispielsweise darin bestehen, dass die Eltern über sich und über ihre Beziehung zum Partner nachdenken und eventuell anstehende Veränderungen herbeizuführen. Nicht selten ist es so, dass der Partner sich seit der Geburt des Kindes vernachlässigt fühlt und sich zurückzieht.

Ein Wort an die jungen Väter

Auch wenn Sie sich als Mann manchmal ziemlich „überflüssig“ vorkommen, sind sie für die jungen Mütter gerade jetzt enorm wichtig. Nicht als Babysitter – dafür natürlich auch. Nicht als Geldverdiener – obwohl Babys teuer sind. Nein, hauptsächlich als Mensch, der die Sorgen der jungen Mutter teilt, für sie mal einen schönen Abend vorbereitet oder die Oma als Babysitter für einen überraschenden Kurzurlaub bucht. Seien Sie fantasievoll, es gibt tausend Möglichkeiten Ihre Partnerin zu entlasten und zu verwöhnen. Wenn sich Ihre Frau wohlfühlt, geht es auch dem Baby gut und umgekehrt. Gute Laune ist ansteckend – auch bei Kleinkindern. Und auf einmal passiert, woran Sie schon nicht mehr geglaubt haben: Sie finden nach langen Entbehrung wieder Spaß an Sexualität …

Schreiprobleme in den Griff bekommen

Hier eine Zusammenfassung, wie Sie mit dem Schreien des Kleinkindes besser umgehen können:

  • Oberstes Gebot: Ruhig und gelassen bleiben, während Sie versuchen, die Botschaft des Schreiens zu ergründen.
  • Sie dürfen Fehler machen. Perfekte Mütter gibt es nur im Werbefernsehen. Im Alltag ist das niemand und macht Sie nur nervös.
  • Lernen Sie die „Sprache“ Ihres Kindes zu verstehen. Die Art des Schreiens sagt, was dem Baby fehlt. Mit einiger Übung wird Ihnen das bald gelingen.
  • Vielfach ist die Ursache eine Kleinigkeit. Checken Sie die möglichen Ursachen nacheinander ab. Schließen Sie auf diese Weise schrittweise andere Ursachen aus.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Eltern über Ihre Erfahrungen und Probleme aus. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
  • Sie müssen nicht alles alleine machen. Bitten Sie die Freundin, die Oma, den Opa oder wen sonst noch, dass sie das Baby für ein paar Stunden betreuen. Wechseln Sie sich nachts mit Ihrem Partner ab, um das Baby zu beruhigen.
  • Teilen Sie Ihrem Partner mit, was Sie bedrückt, bewegt oder belastet. Doch erinnern Sie Ihren Partner an ihre gemeinsame Verantwortung.
  • Pflegen Sie Ihre Beziehung. Ihr Partner braucht Sie genauso, wie Sie ihn brauchen. Viele Trennungen während der Babyzeit brauchten nicht zu sein. Wie wäre es mit einem regelmäßigen Beziehungsabend bei Kerzenschein in einem schönen italienischen oder griechischen Lokal? Immer freitags 19.00 Uhr?
  • Hat das Baby eine Ruhephase, dann nutzen Sie die Zeit, um sich auszuruhen und zu entspannen. Gönnen Sie sich was Schönes: Hören Sie Musik, besuchen Sie eine Freundin oder nehmen Sie ein Entspannungsbad. Die ungeputzten Fenster oder die unaufgeräumte Wohnung sind jetzt nicht so wichtig. Alles zu seiner Zeit.

Das alles mag ein schwacher Trost für Mütter sein, die diesen Beitrag vielleicht nur unter Tränen lesen können. Doch denken Sie daran: Kinder schreien nur solange, wie ihnen keine andere „Sprache“ zur Verfügung steht. Sie durchleben eine sicherlich anstrengende, aber zum Glück vorübergehende Phase in Ihrem Leben. Wenn Sie eines Tages die alten Fotos wieder hervorholen, werden Sie sich vielleicht fragen, wo denn die „schöne Zeit“ so schnell geblieben ist.

Autor

Paul Suer M.A. ist Pädagoge, Soziologe und Familientherapeut.

Grundschüler sind auf Hilfe der Eltern angewiesen

Vor allem für Schulanfänger ist nach Ansicht von Psychologen die Unterstützung ihrer Eltern unerlässlich. „In der Schule wird erst einmal das positive Selbstbild der Kinder zerstört, da ist die individuelle Hilfe von zu Hause enorm wichtig“, erklärt der Jenaer Psychologieprofessor Peter Noack. Dabei sollten die Eltern nicht mit Stress und Ärger, sondern mit viel Lob und ausreichenden Pausenzeiten ihren Kindern helfen, Spaß am Lernen zu entwickeln.

„Die meisten Kinder kommen beim Schulanfang zwar ängstlich, aber mit hohen Erwartungen in die Schule“ so Prof. Dr. Noack, Experte für Pädagogische Psychologie. Ihre Motivation zu lernen sei sehr hoch, sinke aber im Laufe der Schuljahre. „Das Kind muss erstmal verdauen, dass es plötzlich nicht mehr das Zentrum seiner Welt ist, sondern nur noch eine Rolle innerhalb der Institution Schule spielt.“

Konkurrenz mit Schulkameraden wenig produktiv
Bei der Verarbeitung dieser Frustration müssten die Eltern ihren Kindern zur Seite stehen. „Wenn ich morgen mehr kann als gestern, ist das ein Fortschritt – das sollten die Kinder lernen“, rät Professor Noack, dessen jüngste Tochter in diesem Jahr eingeschult wird. Die Eltern müssten den Kindern klar machen, dass jeder ein individuelles Lernniveau hat und Vergleiche mit Klassenkameraden wenig einbringen.

Übersichtliche Lerneinheiten mit Pausen
Beim Lernen sollten die Eltern vor allem auf Kontinuität achten. Professor Noack rät dazu, mit den Kindern einen Plan mit Lernzeiten und Pausen aufzustellen. „Für die Grundschüler ist es wichtig, dass sie ein Ende absehen können.“ Dabei müssten die Eltern aufpassen, die Kinder nicht zu überfordern. „In den ersten Klassen sind je nach Aufgabe 15 bis 45 Minuten Lernen genug. Dann sollte man den Kindern wieder eine Pause gönnen.“

Kinder nicht zu sehr unter Druck setzen
Die Eltern dürften nach Ansicht von Noack bei der Lernkontrolle zudem nicht zu schnell das vorgesehene Ergebnis pochen. „Die Kinder sollten Lösungswege selbst finden. Je mehr eigenständig entdeckt wird, desto besser.“ Panikmache vor Tests sei kontraproduktiv, intensives Lernen am Nachmittag vor der Klassenarbeit bringe kaum noch einen Erfolg.

Bei allem Ehrgeiz sollten Eltern nicht die Leistungsfähigkeit ihres Nachwuchses überschätzen. „Zwischen sechs und zehn Jahren machen Kinder einen enormen Schub in der geistigen Entwicklung“, erläuterte der Psychologe. Allerdings komme dieser Schub zu ganz unterschiedlichen Zeiten. „Man sollte sich deshalb nicht von anderen Eltern nervös machen lassen. Manche Kinder sind einfach ein bisschen später dran.“

Wenn Kinder Schimpfworte gebrauchen

Dass man mit bestimmten Wörtern die Erwachsenen so schön ärgern und schockieren kann, lernen Kinder erst durch die Reaktion der Erwachsenen, erklärt Dr. Sylvia Schuster, Pressesprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein.

Dabei sind Schimpfworte und Fluchen zunächst einmal nichts Schlimmes, sie zeigen, dass das Kind lernt und kreativ mit den Möglichkeiten und der Macht der Sprache umgeht. Das Kind merkt, dass es die sonst immer überlegenen Erwachsenen aus dem Gleichgewicht bringen kann und dass es sich selbst bei Wut und Enttäuschung Luft verschaffen kann ohne gleich zuzuschlagen.

Die meisten Kinder gebrauchen Schimpfwörter aus dem Bereich der Fäkalsprache. Dies hat zum einen psychologische Gründe – kleine Kinder beschäftigen sich gerne mit diesem Thema -, zum anderen bietet das Deutsche vor allem Schimpfwörter aus diesem Bereich. Zunehmend gebrauchen Kinder aber auch vulgäre Ausdrücke aus dem Bereich der Sexualität. Gerade dies finden Eltern besorgniserregend. Gibt es vielleicht einen Zusammenhang mit persönlichen Erlebnissen?, fragen sie sich. Im Allgemeinen zum Glück nicht. Die f-Wörter, die inzwischen auch Kindergartenkindern flüssig über die Lippen gehen, sind in den letzten Jahren einfach nicht mehr in dem Maße tabuisiert wie früher, die Kinder „schnappen sie auf“ bei Gleichaltrigen, im Fernsehen, bei älteren Geschwistern. Eltern müssen sich keine Sorgen machen, so lange nicht andere Auffälligkeiten hinzukommen.

Tolerieren sollten sie das Fluchen und Schimpfen jedoch nicht, denn die Sprachverwahrlosung schadet dem Kind auf Dauer. Vor allem grenzt sie es sozial aus in Kindergarten und Schule.

Was können Eltern tun?

  • Einmalige verbale Entgleisungen ignorieren, je weniger Aufmerksamkeit um so unspannender.
  • Bei wiederholter Entgleisung oder auch immer wieder direkt aggressiv an die Eltern, Geschwister oder Freunde gerichteten Kraftausdrücken ruhig aber bestimmt festlegen, das ein solches Vokabular nicht erwünscht ist, Grenzen setzen oder maßregeln durch Hinausschicken. Reagiert das Kind auf jede noch so kleine Frustration mit Wutausbrüchen, sollten Eltern Hilfe suchen.
  • Den eigenen Wortschatz überprüfen und entrümpeln. Wer bei jeder Gelegenheit „Scheiße“ brüllt, gibt ein schlechtes Vorbild ab.
  • Dem Kind gestatten zu fluchen, wenn es sich spontan Luft machen muss, weil es gefallen ist oder sich gestoßen hat.
  • Gebraucht das Kind wie unter Zwang Schimpfworte, kann eine psychische Erkrankung zugrunde liegen, etwa das Tourette-Syndrom. Eltern sollten sich mit ihrem Kinder- und Jugendarzt beraten.

Weihnachten

Mein Kind ist ständig erkältet

Dr. Peter j. Fischer ,Schwäbisch Gmünd, aus 3/03 Pädiatrische Allergologie 37

Liebe Eltern,
manche Säuglinge und Kleinkinder scheinen ständig erkältet zu sein. Sie fragen sich, ob dies normal ist oder ob eine ernste Störung dahinter stecken könnte.

Der „Nestschutz“ und die eigene Körperabwehr
Das Neugeborene hat von der Mutter über die Nabelschnur den so genannten „Nestschutz“ mitbekommen. Dies sind Abwehrstoffe gegen verschiedene Infektionserreger, die das Kind für eine gewisse Zeit vor einigen – wenn auch nicht allen – Infektionen schützen. Zusätzlich unterstützt das Stillen die Abwehr insbesondere gegen Magen-Darm-Infekte . Der ..Nestschutz“ nimmt in den ersten Lebensmonaten langsam ab und ist nach etwa einem halben Jahr nicht mehr wirksam. Säuglinge bekommen zu diesem Zeitpunkt üblicherweise die ersten Luftwegsinfekte mit Husten und Schnupfen. Das Abwehrsystem des Kindes muss sich nun ganz aus eigener Kraft mit Infektionserregern auseinandersetzen und eigene Antikörper bilden.

Wie viele Infekte sind normal?
Säuglinge und Kleinkinder haben im Durchschnitt sieben bis acht, Schulkinder fünf bis sechs, Jugendliche vier Erkältungen pro Jahr. Aber: mehr als zehn Prozent der Kinder sind öfter als zwölfmal im Jahr erkältet! Zusätzlich können noch zwei bis drei Magen-Darm-Infekte pro Jahr hinzukommen – manche Kinder reagieren bei praktisch jedem Luftwegsinfekt gleichzeitig mit Durchfall. Es gibt mindestens zweihundert verschiedene Erkältungsviren! Besteht früh Kontakt mit kleinen Kindern (Geschwister, Tagesheim) werden die ersten Infekte frühzeitig durchgemacht. Im Winterhalbjahr und beim Eintritt in den Kindergarten kommt es zu einem Anstieg der Infektzahl. Diese Infektionen können zwar sehr lästig sein, sie sind aber ein unbedingt notwendiges Training für das Immunsystem. Nach jedem überstandenen Infekt ist die Immunabwehr ein Stück widerstandsfähiger. Früh durchgemachte Infekte wirken sich längerfristig sogar günstig auf die Infektabwehr aus und können vor Allergien schützen.

Wann können weitere Untersuchungen erforderlich werden?
In folgenden Situationen wird Ihr Kinder- und Jugendarzt möglicherweise weitere Untersuchungen veranlassen:
– Vergrößerte Rachenmandeln: Stark vergrößerte Rachenmandeln (Adenoide, Polypen) können insbesondere bei Kleinkindern eine hartnäckig verstopfte Nase mit Atmung durch den Mund, vermehrter Infekthäufigkeit und Mittelohrentzündungen verursachen.
-Andere lokale Probleme: Tritt eine Infektion immer an derselben Stelle auf, muss z. B. bei Lungenentzündungen an eine Fehlbildung oder einen Fremdkörper in den Bronchien gedacht werden.
-Allergien und Asthma: Ist Ihr Kind älter als zwei oder drei Jahre und hat einen wochenlang andauernden Schnupfen ohne Fieber oder hartnäckige Paukenergüsse, kann je nach Jahreszeit eine Allergie z. B. auf Pollen oder Hausstaubmilben vorliegen. Auch wiederholte obstruktive Bronchitiden oder hartnäckiger Husten können allergisch bedingt sein bzw. auf ein Asthma bronchiale hinweisen.
– Krankhafte Immunschwäche: Häufige Virusinfekte sind für sich alleine kein Hinweis für eine krankhafte Abwehrschwäche. Falls in der Familie Abwehrschwächen bekannt sind, bakterielle Lungen-, Nasennebenhöhlen-,Lymphdrüsen- oder Hautentzündungen oder Abszesse übermäßig häufig auftreten oder hartnäckige Pilzinfektionen bestehen, zusätzlich eine Gedeihstörung vorliegt oder die Erholung nach einer Infektion immer sehr lange dauert, können weitere Untersuchungen erforderlich sein.

Kann die Infektabwehr verbessert werden?
Ernähren Sie Ihr Kind ausgewogen und vitaminreich, sorgen Sie für ausreichend Schlaf und viel Bewegung in frischer Luft. Ältere Kinder können im Wechsel kalt und warm duschen oder die Sauna besuchen. Machen Sie Ihre Wohnung zu einer tabakrauchfreien Zone! Die zusätzliche Gabe von Vitaminen hat bei ausgewogen ernährten Kindern keinen Effekt. Die sog. Immunstimulanzien (Medikamente, welche die Abwehrkräfte steigern sollen) konnten bisher keine überzeugende Wirkung gegenüber Virusinfekten im Kindesalter nachweisen. Die empfohlenen Schutzimpfungen schützen vor zum Teil lebensbedrohlichen Infektionen.

Prognose: günstig!
Bei den allermeisten Kindern besteht trotz häufiger Erkältungen keine krankhafte Abwehrschwäche. Die durchgemachten Infekte sind ein wichtiges Training für das Immunsystem- und die beste Zeit, diese Infektionen durchzumachen, ist die Kindheit.


„Die Zeit“ Februar 2004

Fieber feit vor Allergie

Erkrankt ein Baby in seinem ersten Lebensjahr an fiebrigen Infekten, so sinkt die Gefahr, im Alter von sechs bis sieben Jahren eine Allergie zu bekommen. Das zeigten Studienergebnisse des USInstituts für Allergien und Infektionskranheiten (Journal of Allergy and Clinical Immunology, Bd. 113, S. 291). Der Schutzeffekt der Kinderkrankheiten steigt sogar parallel zur Anzahl der Fieberkurven: Babys, die mehr als zweimal krank waren, hatten nur ein Allergierisiko von 30 Prozent im Gegensatz zu 50 Prozent der „gesunden“ Kleinkinder. Das Ergebnis stützt die Vermutung, nach der sich Allergien dann entwickeln, wenn das Immunsystem in jungen Jahren unterfordert bleibt.

Einleitung

Der Plötzliche Kindstod, Krippentod oder Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) genannt, ist der plötzliche und unerwartete Tod eines anscheinend gesunden Babys.

Dieser Tod gehört zu den häufigsten Todesarten im Säuglingsalter; er tritt ohne erkennbare Ursachen während des Schlafes ein, betrifft vor allem Babys im ersten Lebensjahr und kommt in allen sozialen Schichten vor.

Mit Vorsorgekampagnen wird seit einigen Jahren versucht, dem Kindstod entgegenzuwirken; tatsächlich sind die Todesfälle auf etwa die Hälfte gesunken.

Neuere medizinische Erkenntnisse und Methoden, verstärkte Vorsorge während der Schwangerschaft und nicht zuletzt die allgemeine Verbesserung der Lebensumstände haben dazu geführt, dass die Säuglingssterblichkeit insgesamt auf unter ein Prozent gesunken ist. Innerhalb der letzten Jahre hat auch die Zahl der am Plötzlichen Säuglingstod gestorbenen Kinder etwa um die Hälfte abgenommen; aber immer noch sterben allein in Niedersachsen pro Jahr zwischen 70 und 80 Babys daran.

Trotz aller Fortschritte konnten die Ursachen und Hintergründe des Plötzlichen Säuglingstodes bisher nicht geklärt werden. In Niedersachsen wurden im Auftrag der Landesregierung mehrere Studien durchgeführt und deren Ergebnisse mit den internationalen Untersuchungen verglichen.

Danach scheint eines sicher zu sein: der Plötzliche Säuglingstod ist mehr als ein rein medizinisches Problem. Eine ganze Reihe von Einzelfaktoren um vermuteten Risiken sind inzwischen bekannt und wissenschaftlich untersucht.

Risikofaktoren

Mit der weitgehenden Vermeidung der Bauchlage als Schlafposition für Säuglinge ist es in Deutschland zu einem Rückgang des plötzlichen Säuglingstodes um etwa 50% gekommen, d. h. von 1,5 auf 0,7/1000. Dies ist erfreulich; dennoch stellt sich die Frage, warum in Nachbarländern bzw. -regionen, wie Holland, der Steiermark oder Norwegen, ein Rückgang um etwa 90% erreicht werden konnte. Der Grund liegt vermutlich darin, dass dort noch intensiver als in Deutschland und zudem auch vor weiteren vermeidbaren Risikofaktoren gewarnt wurde, die hier bislang nur wenig Beachtung fanden.

In der folgenden Tabelle sind Zahlen aus aktuellen Studien zusammengefasst, die die Einflußfaktoren darstellen:

elterliche Faktoren  
Rauchen der Mutter i. d. Schwangerschaftmehr als 20 Zigaretten/Tag im Vergleich zu 0 Zigaretten/Tag7,9%
Rauchen des Vaters in der Schwangeraschaftmehr als 20 Zigaretten/Tag im Vergleich zu 0 Zigaretten/Tag3,5%
Rauchen beider Elternim Vergleich zu „beide Nichtraucher“8,4%
Viele vorausgegangene Schwangerschaften mehr als 2 im Vergleich zu 014,4%
Wenige Vorsorgeuntersuchnungen in der Schwangerschaft0 -4 im Vergleich zu 9 und mehr Untersuchungen3,1%
kindliche Faktoren  
Flaschenernährung 4,5%
schlafen in Bauchlage 9,0%
Schlafen in Seitenlage 3,5%
schlafen im Bett der Eltern(ganze Nacht)4,4%
schlafen im Bett der Eltern(Mutter Nichtraucherin)2,6%
schlafen im Bett der Eltern(Mutter Raucherin)17,6%
schlafen im Raum der Eltern(im eigenen Bett)0,3%
Kopf durch Bettzeug bedeckt 21,6%
schlafen mit Schnuller 0,4%
schlafen unter dicker Bettdecke 3,5%

Schlafposition 

Mit dem Rückgang der Bauchlage lassen sich differenziertere Daten zur Seit- und Rückenlage erheben. Dadurch konnte für mehrere Länder (u. a. England, Neuseeland, Australien, Holland, Norwegen) gezeigt werden, dass die Seitlage im Vergleich zur Rückenlage mit einem 2—6-fach erhöhtem SID-Risiko behaftet ist. Dies liegt vermutlich daran, dass die Seitlage eine instabile Position ist, aus der die Kinder leicht in die Bauchlage rollen können. Hinzu kommt, dass die Bauchlage für Kinder, die an diese Schlafposition nicht gewöhnt sind, ein besonders hohes SID-Risiko bedeutet: in Neuseeland war das Risiko für diese Kinder um das 19fache erhöht, während die Bauchlage für Kinder, die ständig in dieser Position schliefen, »nur« eine Risikoerhöhung um den Faktor 4,6 bedeutete.

Möglicherweise kann die Bauchlage über mehrere Faktoren das SID-Risiko erhöhen: vielleicht schlafen Säuglinge in Bauchlage »zu gut«, d. h., zu Aufwachreaktionen, die einen Schutz vor einer bedrohlichen Situation, wie z. B. einer Verlegung der Atemwege darstellen, kommt es in dieser Position später als in Rückenlage; die Wärmeabgabe über den Kopf ist in Bauchlage eingeschränkt, und schließlich kann es eher zur Rückatmung oder einer Verlegung der Atemwege durch Einnehmen einer Gesichtslage kommen; in dieser Position werden etwa 1/3 aller an SID verstorbenen Kinder gefunden.

Die Schlafposition ist gut zu beeinflussen. So konnte in England gezeigt werden, dass die Prävalenz der Bauchlage innerhalb von 4 Jahren von 59% auf 2% zurückging, nachdem über die Massenmedien gewarnt worden war. In Deutschland schliefen 1995 immer noch 10% aller Säuglinge in Bauch- und über 50% in Seitlage; neuere Zahlen liegen nicht vor. Für Großbritannien, Neuseeland und Skandinavien wurde berechnet, dass dort zwischen 18% und 37% aller SID-Ereignisse vermieden werden könnten, würde kein Kind mehr in Seitlage schlafen gelegt (4).

Eine konsequente Einführung der Rückenlage erscheint praktikabel und würde innerhalb kürzester Zeit zu einer deutlichen weiteren Senkung der Kindstodzahlen führen.

Als wesentliches Argument gegen die Rückenlage wird immer wieder eine erhöhte Aspirationsgefahr (unter „Aspiration“ versteht man gewissermaßen „verschlucken“ – z.B. Erbrochene Nahrung gelangt dann in die Atemwege) angeführt. Umfangreiche Erhebungen in England haben jedoch gezeigt, dass es nach Einführung der Rückenlage als Regelschlafposition (»back to sleep«) nicht zu einem Anstieg der Todesfälle kam, die auf Nahrungsaspirationen zurückzuführen waren.

In einer neueren Untersuchung konnte zudem gezeigt werden, dass die Schutzreflexe, die eine Aspiration von Mageninhalt verhindern sollen (Schlucken, Aufwachen), in Bauchlage schlechter funktionieren als in Rückenlage. Zudem kommt die Glottis in Bauchlage unterhalb des Ösophagus zu liegen, sodass hochgebrachte Nahrung in Bauchlage aufgrund der Schwerkraft direkt vor die Glottis fließt. Insofern führt ein Hochbringen von Mageninhalt in den Pharynx in Bauchlage vermutlich sogar eher zu einer Aspiration als in Rückenlage.

Während Frühgeborene bei noch instabiler Sauerstoffversorgung in den ersten Lebenswochen von der Bauchlage profitieren, sollten auch sie spätestens 1 Woche vor Krankenhausentlassung in Rückenlage gebracht werden. Gerade bei Frühgeborenen ist die Bauchlage mit einer besonders starken Erhöhung des SID-Risikos behaftet.

Bedeckung des Kopfes durch Bettzeug

In 2 deutschen Erhebungen war die Bedeckung des Kopfes durch Bettzeug offenbar ein entscheidender Grund für SID. Ähnlich hohe Werte wurden auch in internationalen Studien gefunden. Damit ist dies einer der am stärksten risikoerhöhend wirksamen Faktoren. Es ist denkbar, dass die extrem niedrige Kindstodrate in Holland (0,14/1 000) wesentlich auf die dort übliche Verwendung von Schlafsäcken zurückzuführen ist, die ein »unter die Bettdecke rutschen« praktisch unmöglich machen.

Als Erklärung, wie dieser Faktor das SID­Risiko erhöht, kommen eine Rückatmung von C02, eine Verlegung der oberen Atemwege durch das Bettzeug und/oder eine Überwärmung durch die fehlende Wärmeabgabe über das Gesicht infrage.

Dass ein Säugling mit dem Kopf unter Bettdecke oder Kissen zu liegen kommt, kann verhindert werden, indem das Kind so ins Bett gelegt wird, dass es mit den Füßen am Fußende anstößt, oder indem das Kind in Rückenlage in einen Schlafsack gelegt wird, der bis unter die Arme reicht, wie dies z. B. in Holland üblich ist. Außerdem müssen Säuglingsbetten frei von Kissen u. ä. sein.

Schlafort

Aus Neuseeland wurde 1995 erstmals berichtet, dass das SID-Risiko für Kinder, die im eigenen Bett, aber im gleichen Zimmer wie die Eltern schliefen, im Vergleich zu allein schlafenden Kindern auf 1/5 reduziert war. Diese Daten wurden kürzlich in einer englischen Untersuchung bestätigt: dort hatten allein schlafende Kinder gegenüber solchen, die bei ihren Eltern im Zimmer schliefen, nach Kontrolle für potenzielle Einflussfaktoren sogar ein 10fach erhöhtes SID-Risiko. Aus anderen Ländern liegen dazu noch keine Daten vor.

Schlafen im Bett der Eltern wurde dagegen in einigen Ländern (Neuseeland, England) und auch in der westfälischen Kindstodstudie als risikoerhöhend nachgewiesen, und zwar vor allem dann, wenn die Eltern rauchten. Für Neuseeland wurde berechnet, dass die Kindstodrate um 26% abnehmen könnte, wenn rauchende Mütter ihre Kinder nicht bei sich im Bett schlafen lassen würden. 

Eine gute pathophysiologische Erklärung, warum das Schlafen im elterlichen Zimmer vor SID schützen soll, gibt es nicht; es ist allerdings denkbar, dass durch die Nähe zu den Eltern die Möglichkeit zunimmt, dass diese auch subtile Symptome bei ihrem Kind eher wahrnehmen. In Bezug auf das Schlafen im Bett der Eltern werden Faktoren wie Überwärmung und stärkere Tabakrauchexposition diskutiert.

Nachteilige Auswirkungen sind – außer vielleicht der unruhigere elterliche Schlaf – nicht zu erwarten, wenn ein Säugling im elterlichen Schlafzimmer schläft. Dieser schützende Faktor läßt sich leicht anwenden.

Rauchen

Elterliches Rauchen ist derzeit der wichtigste vermeidbare SID-Risikofaktor. In 2 eigenen Erhebungen (1991und 1995), blieb der Anteil der Mütter, die in der Schwangerschaft geraucht hatten, stabil bei 22%. Hier sind neue Strategien gefordert, wie das Rauchverhalten junger Menschen beeinflusst werden kann, die vor allem früher als die übrige Aufklärung über vermeidbare Risikofaktoren einsetzen muss, d. h. bereits vor der Schwangerschaft. Zudem besteht bei zu starkem Betonen des Rauchens die Gefahr, dass bei den Betroffenen Abwehrmechanismen aktiviert werden, sodass sie nicht nur ihr Rauchverhalten nicht ändern, sondern auch weniger aufnahmebereit für andere Informationen über vermeidbare Risikofaktoren sind.

Es sind mehrere Arten denkbar, wie Raucheen, vor allem während der Schwangerschaft, das SID-Risiko erhöhen kann. Rauchen führt zu einer Unterdrückung der Erweckbarkeit auf verschiedene Stimuli. Hinzu kommt, dass Kinder von Müttern, die in der Schwangerschaft rauchten, mit kleineren Atemwegen auf die Welt kommen, was wiederum ein möglicher Faktor des SID ist (Ein weiterer Faktor ist eine Adaptation der peripheren Chemorezeptoren an rezidivierende Hypoxie, wie sie in utero bei Feten rauchender Mütter häufig auftritt – Anmerkung von „beebie“: Hier ist offenbar die Rede davon, dass Rezeptoren des Kindes an Nikotin bzw. die dazugehörigen Reaktionen gewöhnt werden

Überwärmung

Überwärmung kann das SID-Risiko erhöhen. Dies gewinnt vor allem in Bauchlage an Bedeutung, weil hier die Wärmeabgabe über den Kopf eingeschränkt ist. Sowohl in der neuseeländischen als auch in 2 britischen Studien war ein Zudecken der Kinder mit stark wärmedämmenden Decken mit einem signifikant erhöhten SID-Risiko assoziiert, und zwar besonders dann, wenn die Kinder zusätzlich noch einen Luftwegsinfekt hatten.

Auch das Beheizen des kindlichen Schlafzimmers über Nacht und das Tragen einer Mütze im Schlaf, die die Wärmeabgabe über den Kopf reduziert, waren mit einem erhöhten Risiko assoziiert. Als Pathomechanismus kommt hier am ehesten die bereits seit vielen Jahren bekannte Hemmung des Atemantriebs durch Überwärmung infrage.

Ob dieser Faktor durch systematische Aufklärung beeinflusst werden kann, ist plausibel, aber bislang nicht untersucht. Auch seine quantitative Bedeutung ist unklar. Da auch Unterkühlung vermieden werden sollte, erscheint in diesem Zusammenhang wichtig, den Eltern Information über die richtige Raumtemperatur mitzugeben: 16—180C sind genug. Ob es einem Säugling warm genug ist, prüft man am besten im Nacken zwischen den Schulterblättern: dort sollte sich die Haut warm, aber nicht verschwitzt anfühlen.

Stillen

Frühes Abstillen ist in einigen Studien mit einem erhöhten SID-Risiko assoziiert, in anderen verlor dieser Faktor an Bedeutung, sobald für soziale Faktoren kontrolliert wurde. Da Stillen aber zahlreiche weitere Vorteile hat, ist es sicher sinnvoll, hierfür zu werben.

Schnullergebrauch

Schnullern wurde in mehreren Studien ein schützender Effekt in Bezug auf SID zugeschrieben. Kürzlich wurde auch erstmals ein Mechanismus beschrieben, über den dieser Faktor plausibel wird, nämlich eine Senkung der Aufwachschwelle. Ansonsten ist schwer nachvollziehbar, wie Schnuller das SID-Risiko senken sollen, da sie spätestens 5—10 Minuten nach dem Einschlafen in aller Regel aus dem Mund fallen.

Zudem hat der Schnullergebrauch Nebenwirkungen: die Stilldauer wird verkürzt, und das Risiko für Infekte der oberen Atemwege steigt. Da zudem das SID-Risiko für Kinder, die nie einen Schnuller bekommen haben, nicht höher zu sein scheint als das von Kindern, denen immer ein Schnuller gegeben wird, ist m. E. hier die Datenlage noch nicht ausreichend, um allgemein den Schnullergebrauch in Präventionsempfehlungen aufzunehmen.

Empfehlungen für Eltern

Aus der Verhaltensforschung ist bekannt, dass positiv besetzte Informationen bereitwilliger aufgenommen werden als negative. In einer kürzlich angelaufenen Wiener Aufklärungskampagne legte man deshalb den Schwerpunkt nicht, wie sonst üblich, auf die Warnung vor dem (angstbesetzten) plötzlichen Kindstod, sondern es wurde unter dem Motto aufgeklärt: »Was ist gut für mein Kind«.

Dieser Ansatz erscheint erfolgversprechend; die folgenden Empfehlungen, die sich aus den vorgenannten Überlegungen ableiten, sind daher positiv formuliert; die meisten finden sich auch in einer Stellungnahme der Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin vom Oktober 2000.

Empfehlungen für Eltern von Säuglingen

  • Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen auf den Rücken.

  • Achten Sie darauf, dass es nicht mit dem Kopf unter die Bettdecke rutschen kann. 
    Kissen u. a. gehören nicht ins Säuglingsbett.

  • Lassen Sie Ihr Kind bei sich im Schlafzimmer, aber im eigenen Bett schlafen.

  • Kühl ist besser: 16-180 Raumtemperatur und eine dünne Decke oder noch besser ein Schlafsack sind genug. Im Zweifel fühlen Sie zwischen den Schulterblättern, ob sich die Haut warm, aber nicht verschwitzt anfühlt: dann ist es Ihrem Kind weder zu warm noch zu kalt.

  • Achten Sie auf eine rauchfreie Umgebung für Ihr Kind.

  • Stillen Sie so lange wie möglich.

  • Nimmt Ihr Kind einen Schnuller, so sollte es diesen zu jedem Schlaf bekommen.

 Bei weitern Fragen informieren wir sie gern in unserer Praxis     Dr. Becker/ Dr. Heuckmann

Liebe Eltern 

Mit der Fever App erhalten Sie:

» aktuelle und sichere Informationen rund um das Thema Fieber – von Ärzten für Sie zusammengefasst » Tipps, wie Sie Ihrem Kind auch ohne Medikamente die Krankheitsphase angenehmer machen können » eine ausführliche Beobachtungs- und Dokumentationsmöglichkeit » eine Entscheidungshilfe, ob ein Gang zum Kinderarzt hilfreich wäre » die Möglichkeit, aktiv zur Forschung beizutragen 

für weitere Informationen klicken Sie auf den folgenden Link:

FeverApp_Flyer

Ihr Praxisteam

 

Kost bei Verstopfung

Allgemeine Richtlinien:

Täglich reichlich Obst, Rohkost, Salate, Frischkornbreie.

Bei eingetretener Verstopfung empfiehlt sich morgens nüchtern die Einnahme von:

–     1 Glas Obstsaft oder Gemüsesaft oder Buttermilch
–     1 Portion Frischkornbrei oder Müsli oder
–     eingeweichte Backpflaumen oder anderes getrocknetes Obst wie Apfelringe, Aprikosen, Feigen, Birnen.

Zu meidende Nahrungsmittel sind:
–     Alle feinen Mehle, Stärkeerzeugnisse, Teigwaren wie Makkaroni,Nudeln,Grieß,Reis,
–     weiße Brotsorten, Torten, Kleingebäck,
–     Bananen, Heidel- und Preiselbeeren,
–     Schokolade, Marzipan, Pralinen, Kakao, schwarzer Tee,

Zu empfehlende Nahrungsmittel:
–     Vollmilch (in Maßen), Buttermilch, Joghurt, saure + süße Sahne, Kondesnmilch,
–     alle Käsesorten, Fleisch, Fisch, Eier, Butter , Margarine, Schmalz, Öl zum Kochen und Dünsten
–     grobe , dunkle Brotsorten : Vollkornbrot, Schrotbrot, Knäckebrot, Pumpernickel,
–     Haferflocken, Weizenkleie, Vollwertreis,
–     Bienenhonig, Konfitüre
–     alle Gemüse unter Bevorzugung zellulosereicher Sorten: Mohrrüben, Kohlrabi, Bohnen, Paprika, Tomaten, Rettich, rote Beete, Spargel, rohes Sauerkraut, Blattsalat, Pilze, Grünkohl, Rotkohl, Rosenkohl, Weißkohl
–     Kartoffeln, Pommes Frites, Kartoffelpuffer, Pellkartoffeln
–     alle Obstsorten reichlich roh oder als Kompott,
–     geriebene Haselnüsse und Mandeln,
–     getrocknete Früchte, Rosinen, Korinthen
–     Süßmost, frische Obst und Gemüsesäfte, Milchmixgetränke
–     Mineralwasser
–     reichlich Verwendung von frischen Küchenkräutern

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Kinder- und Jugendarztpraxis Dr. Becker/ Dr. Heuckmann

 

 

 

Liebe Eltern ,

Nach der aktuellen Stikoempfehlung vom September 2023 ist eine Coronaimpfung oder Boosterimpfung in der Altersgruppe 6 Monate – 18 Jahre nur bei schweren Vorerkrankungen empfohlen wie z.B. schwere Immundefekte; schwere Herzerkrankung, schwere chronische Lungenerkrankung, schwere Nierenerkankung, schwere neurologische Erkrankung, schwere syndromale Erkrankung, Trisomie 21 ,Tumorerkrankung, Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen; Adipositas

Wenn Sie sicher sind, dass Sie ihr Kind zu der empfohlenen Impfgruppe für die Coronaimpfung zählt , sprechen Sie uns an. Bitte teilen Sie uns den Namen, Vornamen und das Geburtsdatum des zu impfenden Kindes mit. Wenn ihr Kind geboostert werden soll bitte auch wann die letzte  Covidimpfung oder Coviderkrankung  war. Diese sollte mindestens 12 Monate her sein.

Das Aufklärungsmerkblatt zur Covidimpfung und die Einwilligungserklärung finden Sie in den folgenden beiden Links des RKI.

Bitte das Aufklärungsmerkblatt gut durchlesen  und die Einwilligungserklärung ausdrucken und unbedingt komplett ausgefüllt mit dem Impfbuch und der Versicherungskarte mit zur Impfung bringen.

Aufklärungsmerkblatt Covidimpfung 5-17 Jahre

Einwilligungserklärung Covidimpfung 5-17 Jahre

Aufklärungsmerkblatt Covidimpfung in 23 Sprachen